An dieser Stelle haben wir ein Schmankerl für Euch. Wir hatten vor wenigen Tagen die Gelegenheit, uns mit dem Erfolgstrainer vom ProB-Aufsteiger BBC Coburg zu treffen. Der 30-jährige Simon Bertram stand unserem Autor Sven Fleischmann für ein ausführliches und offenes Interview zur Verfügung. Was Simon zu erzählen hat, könnt ihr hier lesen.
Der BBC Coburg schaffte in der aktuellen Saison den Durchmarsch in die ProB. Das Team von Meistercoach Simon Bertram gewann souverän die Meisterschaft in die Regionalliga 1. Jetzt stand uns der in Bamberg lebende Cheftrainer in verschiedenen Themen Rede und Antwort.
Simon Bertram im Interview
BBLProfis: Simon, vor deiner Aufgabe beim BBC Coburg warst du im Nachwuchsbereich von Brose Bamberg tätig. Wo denkst du liegt der größte Unterschied in der Nachwuchsarbeit im Vergleich von Bamberg und Coburg?
Simon Bertram: Die Nachwuchsarbeit in Coburg ist quasi noch nicht vorhanden. Wir haben zwar einen hauptamtlichen Nachwuchstrainer, der auch schon seit einigen Jahren tätig ist, jedoch war der viele Jahre komplett auf sich alleine gestellt. Den größten Unterschied sehe ich im verfügbaren Budget der beiden Klubs. Bamberg hat natürlich viel größere Möglichkeiten, als wir hier in Coburg. Auch die Hallensituation spielt eine große Rolle.
BBLProfis: Simon, wenn du jetzt die Regionalliga 1 mit der Regionalliga 2 vergleichst, wo liegen zwischen den beiden Ligen die größten Unterschiede?
Simon Bertram: Zum einen ist es glaube ich schon so, dass die 2. Regionalliga schon eher ein höhere Hobby-Liga ist. Die Regio 1 ist im Vergleich schon mehr von Profispielern geprägt, auch sind die Bedingungen in der Regionalliga 1 wesentlich besser als die in der Regio 2. Der Unterschied zwischen der Regionalliga 1 und der ProB ist deutlich geringer, als der von der Regio 1 und der Regio 2.
BBLProfis: Was muss beim BBC im Hinblick auf die kommende Saison noch verbessert werden?
Simon Bertram: Wir müssen weitere Import-Spieler an Bord holen. Die Strukturen beim BBC Coburg müssen im Hinblick auf die ProB angepasst werden. Es muss mehr Hauptamtlichkeit in den Verein einkehren.
BBLProfis: Ihr seid sportlich gesehen sehr souverän in die ProB aufgestiegen. Ihr habt den Durchmarsch in die 2. Basketball-Bundesliga geschafft. Was hat dir im Laufe der abgeschlossenen Spielzeit in Coburg am besten gefallen?
Simon Bertram: Ich habe mich am meisten über die wachsenden Zuschauerzahlen beim BBC Coburg gefreut. Wir wurden von den Zahlen positiv überrascht. Die Mannschaft hat gegen Jahreswechsel noch einmal einen weiteren positiven Schritt getan. Das hat mich auch sehr gefreut.
BBLProfis: Werfen wir einmal einen Blick auf die erste ProB-Spielzeit für den BBC Coburg. Kann jetzt schon festgehalten werden, welche Ziele der BBC in der kommenden Saison hat?
Simon Bertram: Das Ziel wird ähnlich wie in der aktuellen Saison sein. Wir möchten eine solide Saison spielen. Unser Wunsch ist es, dass wir nichts mit den Playdowns in der ProB zu tun haben. Nach oben gesehen, ist „the sky the limit“.
BBLProfis: Der BBC Coburg hat sich mittelfristig das Ziel gesetzt, ein etablierter ProA-Ligist zu werden. Ist dieses Ziel erreichbar, wenn ja, was muss hierfür noch getan werden?
Simon Bertram: Wir müssen in allen Bereichen mit der ersten Mannschaft gleichziehen. Es bringt nichts, ein Aushängeschild zu haben, wobei der Rest noch unterentwickelt ist. Wir möchten dieses Projekt behutsam aufbauen. Mehr Hauptamtlichkeit muss natürlich auch noch einkehren.
BBLProfis: Hälst du den direkten Schritt in die ProA für realistisch?
Simon Bertram: Wie gesagt, „the sky ist the limit“. Dies möchte ich weder bejahen noch verneinen. Wenn es möglich wäre, würden wir den Schritt selbstverständlich gehen. Der Verein muss natürlich immer mitwachsen und da haben wir in Coburg derzeit noch einen zu großen Unterschied.
BBLProfis: Du hast in Coburg einen 2-Jahres-Vertrag unterzeichnet und wirst den BBC Coburg somit auf jeden Fall ein Jahr in der ProB an der Seitenlinie betreuen. Hast du schon jetzt Pläne, wie es mit dir nach dieser Zeit in Coburg weitergehen wird?
Simon Bertram: Nein, eigentlich nicht. Ich habe es mir abgewöhnt, irgendwelche Erwartungen in meiner beruflichen Laufbahn zu haben, um Enttäuschungen vorzubeugen. Wir haben hier in Coburg schon darüber gesprochen, meinen Vertrag um ein weiteres Jahr zu verlängern, um meiner Familie ein bisschen Sicherheit zu geben. Eine vorzeitige Verlängerung ist in der kommenden Zeit nicht so unrealistisch. Wir werden wohl bald was verkündigen können.
BBLProfis: Ist im Sommer in Umbruch geplant? Laufen bereits Gespräche über Vertragsverlängerungen, Neustrukturierungen, oder wurden sogar schon Verträge geschlossen?
Simon Bertram: Die Planung hat natürlich schon begonnen. Noch wurden aber keine Verträge abgeschlossen, wir möchten noch die „neue Ausländerregelung“ in der ProB abwarten. Ziel ist es natürlich, die deutschen Spieler als Leistungsträger auszubilden. Das Gerüst des diesjährigen Kaders soll natürlich bestehen bleiben.
BBLProfis: Du hattest in deiner Karriere bereits Hospitationen beim FC Barcelona und beim FC Bayern Basketball. Wenn du diese Klubs mit deiner Nachwuchsarbeit in Bamberg vergleichst, wo siehst du die größten Unterschiede?
Simon Bertram: Barcelona und der FC Bayern sind natürlich Weltmarken, die enorm von den Erfolgen der Fußballer profitieren. Wenn ich an den FC Barcelona denke, weiß ein jeder natürlich schon, dass der Klub in vielen Sportarten eine Liga für sich ist. Natürlich haben diese Klubs auch eine ganz andere Strahlkraft als Brose Bamberg. Auch die Nachwuchsarbeit in Barcelona ist natürlich eine viel größere Nummer als in Bamberg.
BBLProfis: Du hast vorhin das Thema Fankultur in Coburg bereits angesprochen. Ihr habt den Handball-Bundesligisten HSC 2000 Coburg als großen Mitstreiter in Sachen Zuschauer in der Vestestadt. Wie wird dieses Thema untereinander geregelt?
Simon Bertram: Natürlich ist der sportliche Erfolg ausschlaggebend, wohin die Zuschauer gehen. Der HSC ist seit 2000 ein etablierter Verein, der BBC Coburg ist noch am Wachsen. Von daher wird das Interesse am Handball nicht abnehmen. Wir versuchen trotzdem, so viele Zuschauer wie möglich für den Basketball in Coburg zu begeistern. Des Weiteren versuchen wir auf allen Ebenen mit den Handballern zusammenzuarbeiten.
BBLProfis: Werfen wir einmal einen Blick auf die Basketballregion Oberfranken. Ihr habt mit Brose Bamberg, den Baunach Young Pikes und medi bayreuth viele Mitstreiter um den Basketball in der Region. Gibt es untereinander eine Zusammenarbeit?
Simon Bertram: Der BBC Coburg ist ein offizieller Partner von Brose Bamberg. Wir tauschen uns natürlich untereinander aus. Ab und zu wird um Rat gebeten. Grundschultage und AGs werden zusammen bestritten. Eines ist aber auch klar: Wir werden kein Farmteam von Brose Bamberg. Wir sind und bleiben eigenständig. Unsere besten U10-Spieler schicken wir unter anderem zum Fördertraining nach Bamberg. Natürlich möchten wir die Ressourcen von Bamberg nutzen.
BBLProfis: Ihr spielt in der kommenden Saison in der ProB-Süd. Dort trefft ihr unter anderem auf den FC Bayern Basketball II, auf den mehrfachen Deutschen Meister Leverkusen, auf den Nachwuchs von Frankfurt oder Würzburg. Auf welche Teams freust du dich schon am meisten?
Simon Bertram: Ja, auf besagte Teams. Natürlich werden die Bayern-Basketballer ein Highlight. Dort kenne ich ja bereits einige Verantwortliche. Im Grunde genommen freue ich mich auf jedes einzelne Spiel.
BBLProfis: Dein schlimmster Tag in deiner Basketballlaufbahn als Trainer?
Simon Bertram: Mein schlimmster Tag? Hm, spontan gesagt war es der Tag, als der Hackerangriff auf den Verein BBC Coburg passierte. In diesem Moment bist du als Trainer völlig machtlos, du weißt, dass du alles für den sportlichen Erfolg tust, aber am Ende machtlos gegen solche „höhere Kräfte“ bist. Als Trainer ist es sehr schwierig mit einer Situation umzugehen, wenn du die Kontrolle über eine Sache verlierst und nichts dagegen machen kannst.
BBLProfis: Dein schönster Tag in deiner Basketballlaufbahn als Trainer?
Simon Bertram: Eigentlich müsste ich sagen, dass es der Aufstieg mit dem BBC Coburg in die ProB war, aber der schönste Moment war eigentlich, als ich erfahren habe, dass aus meiner U12, die ich damals in Bamberg trainierte, drei Spieler für die Bayern-Auswahl berücksichtigt wurden. Meine Arbeit wurde somit belohnt.
BBLProfis: Deine Abschlussworte an die Fans des BBC Coburg?
Simon Bertram: Ich möchte mich bei meiner Familie, bei sämtlichen Verantwortlichen in Coburg, bei sämtlichen Fans, wie Ehrenamtlichen bedanken, die mich auf diesem harten Weg so gut unterstützt haben.
Ein großer Dank geht an alle Fans des BBC Coburg, die uns Zuhause, sowie auch auswärts wunderbar unterstützt haben. Sie haben jedes Auswärtsspiel zum Heimspiel gemacht. Ich würde mir wünschen, dass alle weiterhin an diesem Strang ziehen.
Wir bedanken uns bei Simon Bertram für die ehrlichen Worte und wünschen dem Trainer des BBC weiterhin nur das Beste und vor allem viel Erfolg. Dem BBC Coburg wünschen wir natürlich auch maximalen Erfolg.