Teil 5 der NBA-Preview. Dieses Mal wird ein Blick auf die Northwest Division geworfen, wo die Oklahoma City Thunder eigentlich haushoher Favorit waren. Nach den vielen Verletzungen hat sich die Lage in dieser Division geändert.
Oklahoma City Thunder
Enes: Die Thunder haben seit Jahren ihre ruhigen Offseasons und verlassen sich auf den Draft. In der vergangenen Saison spielten sie abermals eine tolle Hauptrunde und wackelten bereits in der ersten Runde gegen die Memphis Grizzlies. In sieben Partien setzten sie sich gegen das Defensivbollwerk aus Memphis durch. In der zweiten Runde wurden die LA Clippers dank einer phänomenalen Serie von Russell Westbrook aus dem Weg geräumt. Im Conference Finale war gegen den späteren Champion, die San Antonio Spurs, Schluss. Wieder wurde Coach Scott Brooks kritisiert, dass er seinen beiden Superstars den Ball in die Hand gebe und sie machen dürfen, was sie wollen. Es sollen keine Systeme erkennbar sein. Außerdem wurde der Owner erneut kritisiert, weil er zu geizig ist, um eine mögliche Luxury Tax zu zahlen. Somit scheuen sich weiterhin Veteranen wie Mike Miller oder Ray Allen, für die Thunder zu spielen. Auch den Kampf um Pau Gasol haben die Thunder verloren. Per Draft kommt mit Mitch McGary ein weiterer Big Man. Via Free Agency konnten die Thunder Lance Thomas, Sebastian Telfair und Anthony Morrow verpflichten. Zu Saisonbeginn hat Oklahoma mal wieder große Verletzungsprobleme. Reggie Jackson und Jeremy Lamb sind nicht zu 100% fit. MVP Kevin Durant, Anthony Morrow und Mitch McGary werden die ersten Wochen verpassen. Somit wird das erreichen von einem der ersten vier Plätze schwerer als gedacht. Gerade in den ersten Wochen warten starke Gegner auf die Thunder. Nun muss Russell Westbrook Verantwortung übernehmen und in Abwesenheit von Durant Monster-Performances liefern, damit Oklahoma City den Kontakt zu den oberen Plätzen behält. Trotz der Personalsorgen sind die Playoffs für OKC Pflicht!
Matthias: Die plötzliche Durant-Verletzung war ein großer Schock für die Thunder! Der ultimative und in den Vorjahren als unverletzbar angesehene Superstar fällt aus und hinterlässt eine einfallslose Offense, die es ohne ihn noch schwerer haben wird als ohnehin schon. Coach Brooks kann nun allerdings beweisen, dass er auch ohne einen der beiden Franchise Player erfolgreich sein und genügend effektive Plays laufen lassen kann. Auch Russel Westbrook ist gefordert, ähnliche Wunderdinge zu vollbringen wie sein Kumpel und Teamkamerad in dessen Abwesenheit vergangene Saison. Vor allem die übrig gebliebenen Starter müssen viele Minuten gehen, um in der starken Western Conference mitzuhalten. Treten bei Kevin Durant Folgeschäden auf oder wichtige andere Rollenspieler fallen längerfristig aus, dann hat es auch OKC schwer, sich eine gute Ausgangslage für die Playoffs zu sichern. Allerdings, und wovon ich schwer ausgehe, wird Durant spätestens im Januar/Februar wieder vollends fit sein und die Thunder zu einem grandiosen Schlussspurt antreiben. Dass in den Playoffs für OKC trotz schlechter Bank der Titel drin sein kann, haben die letzten Jahre gezeigt, wo nur Verletzungen von Leistungsträgern wie Ibaka oder Westbrook den ganz großen Jackpot verhinderten.
Portland Trail Blazers ( 54-28)
Matthias: Portland hat eine fantastische Saison hinter sich, die erst in der zweiten Runde mit einer Niederlage gegen den späteren Champion aus San Antonio ihr Ende fand. Das Team um die beiden Stars LaMarcus Aldridge und Damian Lillard, welcher in den Playoffs den entscheidenden Gamewinner gegen die Rockets einnetzte, profitierte von dem Umstand, dass das allseits bekannte Verletzungspech dieses Mal nicht in Portland Einzug hielt. Dazu lieferten die beiden guten Allrounder Matthews und Batum und der energetische Center Lopez ihr Übriges, um ein gutes Jahr zu krönen. Selbst die so oft gescholtene Bank wurde dieses Mal nicht zum negativen Faktor und konnte trotz immer noch vorhandener Schwachstellen einige Punkte liefern. Gerade von McCollum oder Robinson ist zudem zu erwarten, dass sie in der neuen Spielzeit noch mal besser und einen höheren Einfluss auf das Blazersspiel haben werden. Durch die Hinzufügung von wichtigen Rollenspielern wie Kaman oder Blake kann auch der Abgang von Williams verkraftet werden. Insgesamt ist die starke Starting-5 allerdings der Hauptgarant für den Erfolg der Portland Trail Blazers und macht sie zu einem klaren Playoffteilnehmer im Westen!
Enes: Die Blazers haben ihren tollen Kern zusammengehalten. Ich bin bei Aldridge gespannt, ob er, wie er schon angekündigt hat, öfter zum Dreipunktewurf ansetzt. Lillard und Aldridge sind die beiden unangefochtenen Superstars in Team, was sie in der Playoffrunde gegen Houston noch einmal eindrucksvoll untermauert haben. Aber auch die anderen drei Starter sind sehr stark, wie du bereits sagtest. Vor allem von Wesley Matthews halte ich sehr viel. Er trifft seinen Dreipunktewurf sehr gut und ist auch in der Defense eine Pest für seine Gegenspieler. Alles in Allem stimme ich dir zu und tippe auf einen Playoffeinzug im starken Westen.
Minnesota Timberwolves ( 40-42 )
Enes: Seit Jahren drehte sich in Minnesota alles um Kevin Love. Obwohl er einmal mehr eine tolle Saison spielte, verpassten die Wolves erneut die Playoffs. Von den Draftees konnte nur Gorgui Dieng überzeugen. Shabazz Muhammad konnte sich nicht für viele Minuten empfehlen. Vor dieser Saison gab es dann einen Umbruch in Minnesota. Coach Rick Adelman beendete seine Trainerkarriere und wurde durch Teampräsident Flip Saunders ersetzt. Kevin Love wurde in einem 3-Team-Trade an Cleveland abgegeben. Luc Richard Mbah a Moute und Alexey Shved wechselten nach Philadelphia. Dafür bekamen die Timberwolves mit Andrew Wiggins und Anthony Bennett zwei talentierte Youngster und mit Thaddeus Young einen gestandenen NBA-Spieler. Per Draft kommt mit Zach LaVine ein Spieler, der für viele Highlights sorgen wird. Außerdem wurde mit Mo Williams ein Spieler verpflichtet, der von der Bank punkten soll. Das Team von Minnesota ist jung und hungrig. Eines ist klar: Mit einem Point Guard wie Rubio und Highflyern wie Zach LaVine und Andrew Wiggins werden die Wolves für Highlights en masse sorgen. Obwohl sich der Kader nicht schlecht liest, sollten die Wolves in diesem Jahr im starken Westen Lehrgeld zahlen. Das Erreichen der Playoffs wäre sehr überraschend.
Matthias: Die Timberwolves haben durch den Love-Trade zwar an Quantität, dafür aber deutlich an Qualität verloren. Der Kader wirkt ein wenig überladen und nicht gut aufeinander abgestimmt. Der Buyout von Barea war da nur die logische Konsequenz. Denn es muss das Ziel sein, dass die Talente wie Wiggins, Bennett, LaVine oder Dieng genügend Minuten bekommen. Die Playoffs im starken Westen werden eh nicht drin sein, daher muss die Talententwicklung an erster Stelle stehen. Minnesota muss versuchen, schnell zu spielen und einfache Punkte zu generieren. Durch die zweifelsfrei vorhandene Qualität werden die Wolves sicherlich auch einige Spiele gewinnen können. Doch was mit Love nicht funktioniert hat, wird ohne ihn erst recht nicht klappen. Die Playoffs sind nicht im Bereich des Machbaren!
Utah Jazz ( 25 – 57 )
Matthias: Die Jazz sind brutal jung und unerfahren, besitzen dafür aber viele Spieler mit genügend Upside. Vor allem der Backcourt um Burke und Burks ist im Aufwind und auch Hayward will seinen hohen Vertrag rechtfertigen. Dazu kommen Leute wie Favors, Kanter oder auch Rookie Exum, deren Entwicklung spannend zu beobachten sein wird. Der neue Coach Quin Snyder, welcher den viel kritisierten Tyrone Corbin ablöst, muss beweisen, dass er die ganzen Talente entwickeln und sie zu Leistungsträgern formen kann. Einzig Steve Novak kann als Veteran und Lehrmeister dabei behilflich sein. Zudem kann er für Spacing sorgen, was in der Vergangenheit oft gefehlt hat. Insgesamt besitzen die Utah Jazz einen hungrigen und talentierten Kern, welcher in den nächsten Jahren für reichlich Furore sorgen kann. In dieser Saison allerdings wird Utah wieder einmal nicht in die Playoffplätze rutschen.
Enes: Auch die Jazz sind ein spannendes Projekt. Sie haben extrem viele Talente, wie du bereits aufgezählt hast. Einen hast du noch vergessen: Rudy Gobert! Er hat eine tolle WM hinter sich und hat den Hintern der spanischen Big Men mal richtig versohlt. Die Vertragsverlängerungen von Hayward und Burks bedeuten, dass die Jazz auf diese Jungs setzen und um diese ein Team aufbauen wollen. Bei beiden Vertragsverlängerungen hat man den Eindruck, dass beide überbezahlt sind. Man muss aber auch bedenken, dass die Jazz nie einen namhaften Free Agent an Land ziehen können. Deswegen ist es eine logische Konsequenz, dass sie auf Kontinuität setzen. Ich stimme dir bei deiner These zu, dass die Jazz nicht um die Playoffplätze mitspielen werden.
Denver Nuggets ( 36-46 )
Enes: Die Denver Nuggets hatten eine Saison zum Vergessen. Vor der vergangenen Saison wurde George Karl als „Coach of the Year“ entlassen. Daraufhin wechselte General Manager Masai Ujiri zu den Toronto Raptors. Zudem verließ mit Andre Iguodala ein wichtiger Baustein das Team aus Colorado. Brian Shaw, der Assistant Coach bei den Indiana Pacers war, wurde neuer Headcoach der Denver Nuggets. Die Nuggets hatten während der Regular Season große Verletzungsprobleme. Unter anderem Danilo Gallinari, Nate Robinson und Javale McGee fielen langfristig aus. So kam es nicht von ungefähr, dass die Nuggets die Playoffs verpassten. So durften sie beim 2014er Draft an 11. Stelle ihren Rookie aussuchen. Sie tradeten den 11. Pick nach Chicago und bekamen die Rechte des 16. und 19. Picks. Mit diesen wurden Big Man Jusuf Nurkic und Shooting Guard Gary Harris getradet. Auch sonst machten die Nuggets eine tolle Arbeit. Shooting Guard Arron Afflalo kehrte nach Denver zurück. Im Gegenzug gaben die Nuggets nur Evan Fournier und einen späten Zweitrundenpick ab. Außerdem wurde mit Alonzo Gee ein solider Rollenspieler verpflichtet. Was bei Denver auffällig ist, ist, dass das Team eine extrem tiefe Mannschaft hat. Eine Second Unit aus Robinson, Foye, Chandler, Arthur und McGee können nur wenige Teams überbieten. Bei den Nuggets wird ein Spieler besonders im Rampenlicht stehen: Kenneth Faried! Der „Manimal“ spielte eine MVP-würdige Weltmeisterschaft. Nun muss er seine Leistungen bestätigen.
Das Team aus Colorado ist gut und vor allem sehr tief besetzt. Dennoch brauchen sie viel Glück, wenn sie im starken Westen die Playoffs erreichen wollen.
Matthias: Denver ist für mich das große Fragezeichen im Westen. Auf der einen Seite kommen Leistungsträger von zum Teil schweren Verletzungen zurück, andererseits suchen die Nuggets noch immer nach ihrer neuen Identität. Unter Shaw soll das geregelte Halbfeldspiel viel mehr in den Fokus rücken als das Transitionspiel unter Vorgänger Karl. Und genau hier liegt das große Problem: Spieler wie Gallinari haben des Öfteren verlauten lassen, dass das schnelle Spiel quasi in deren DNA verankert und nicht so schnell wegzuwischen sei. Auch die Fülle an qualitativ hochwertigen Spieler ist zugleich Fluch und Segen. Ersteres, weil es schnell zu Unruhen im Team kommen kann, wenn gewisse Spieler ihren Unmut kundtun und letzteres, weil Verletzungen und Formschwankungen besser kompensiert werden können. Positiv ist aber ohne Frage die Verpflichtung von Afflalo, gerade wenn man bedenkt, wie gering der Gegenwert war. Afflalo ist einer der besseren Shooting Guards und kann dem Team an beiden Enden des Feldes weiterhelfen. Im Gegensatz dazu wäre ich vorsichtig, von Kenneth Faried allzu viel zu erwarten. Zwar hat er eine grandiose Weltmeisterschaft gespielt, doch seine Fähigkeiten sind immer noch stark limitiert. In Spanien konnte der Forward vieles durch seine Athletik und seinen Hustle wettmachen, in der NBA ist diese Athletik nicht mehr so besonders und die Gegenspieler haben allesamt eine viel höhere Qualität. Ohne einen Jumpshot und eine bessere Defense ist Faried nicht mehr als ein solider Power Forward. Insgesamt glaube ich, dass Denver irgendwo zwischen Platz 8 und 12 landen wird.
Matthias‘ Tipps:
1.Portland Trail Blazers
2.Oklahoma City Thunder
3.Denver Nuggets
4.Minnesota Timberwolves
5.Utah Jazz
Enes‘ Tipps:
1. Portland Trail Blazers
2. Oklahoma City Thunder
3. Denver Nuggets
3. Minnesota Timberwolves
5. Utah Jazz