Die BBL läuft nun schon seit geraumer Zeit und auch international ist man zumindest in der Euroleague und im Eurocup bereits in der Rückrunde angelangt. Frei nach dem Motto: ,,The trend is your friend‘‘ möchten wir an dieser Stelle kurz und knapp, ohne Anspruch auf Vollständigkeit, die jeweiligen Situationen der einzelnen Vereine der Bundesliga beleuchten und Auffälligkeiten herausstellen.
Gefangen im Mittelfeld
Beginnen wollen wir im hohen Norden, genauer gesagt in Bremerhaven. Wo die Nordsee auf das Festland trifft, stehen auch in dieser Spielzeit wieder turbulente Zeiten auf dem Programm. Trotz ,,Leuchtturm‘‘ Nick Schneiders, immerhin stattliche 2,21m groß, wirkt das Eisbärenschiff derzeit ähnlich wankend wie ein Tanker auf stürmischer See, mit großen Problemen, den eingeschlagenen Kurs zu halten. Selbst des Trainers Fähigkeiten sind umstritten und Lustlosigkeit, Ballverluste am Fließband und Dreiergeballer bis zum Umfallen werden auch in naher Zukunft nicht die nötigen Punkte einbringen und Bremerhaven in ruhigere Fahrgewässer leiten. Ähnlich wie Ebbe und Flut, wechseln sich auch beim Team von Calvin Oldham in regelmäßigen Abständen gute und eher schlechte Leistungen ab, was kein gutes Zeichen ist.
Auch in Braunschweig bei den Löwen ist man noch ein gutes Stück entfernt vom Image eines furchteinflößenden, zähneknirschenden und konstant starken Raubtieres, welches seine Gegner der Reihe nach verspeist. Dass die beiden Veteranen und Rudelführer McElroy ( 34 Jahre ) und Allen ( ebenfalls 34 Jahre ) im Moment dem Wandel der Zeit nicht entkommen und sich mehr und mehr zu zwar weisen ( Basketball-IQ ) aber altersschwachen ( Minuten pro Spiel ) Spielern entwickeln, hilft da nicht gerade wirklich weiter. So müssen sich Fans weiterhin mit kleineren Häppchen begnügen, herrlich serviert allerdings in Form von krachenden Dunks von Trent Lockett oder guten, konstanten Einzelleistungen von Kyle Visser.
National hui – international pfui
Konstanz und Eingespieltheit sollten auch in anderen Teilen Niedersachsen die Attribute für eine hoffentlich positive Spielzeit sein. Während national wieder mehr Siege als Niederlagen trotz gerade in letzter Zeit eher mäßigen Leistungen eingefahren werden, verläuft die Eurocup-Saison für Quakenbrück und Oldenburg eher umgekehrt. Während die international schon fast chronisch schwachen Dragons auch aufgrund von kleineren Formtiefs und Problemen beim Rebounding auf den hinteren Plätzen der Tabelle rangieren, musste das Team von Trainer Machowski dem plötzlichen Ausfall von Ty McKee Tribut zollen und versuscht nun händeringend, auch mithilfe von Neuzugang Casper Ware, sich aus einer schweren Ausgangslage zu befreien.
Offensivbasketball pur
In Bonn dagegen ist nach anfänglichen Startschwierigkeiten der Motor endlich ans Laufen gekommen, was einige positive Schlagzeilen zur Folge hatte. Schon drei Siege gegen die internationale Konkurrenz, darunter teilweise nervenaufreibende Krimis sowie eine Mannschaft, welche famosen Offensivbasketball zeigt, erheitern die Gemüter der lautstarken Fans. Einzig das defensive Feintuning wurde noch nicht endgültig gefunden, Spieler wie Klimavicius oder Mädrich, welche eher zum munteren Korblegerwettbewerb einladen als den Gegner effektiv aus der Zone halten, erschweren dieses allerdings auch erheblich.
Gut zu wissen also, dass auch andere Teams aus der Bundesrepublik dasselbe Thema ganz oben auf ihrer Agenda stehen haben. Tübingen oder Hagen etwa kennen das Gefühl bestens, den Spalding von der eigenen Grundlinie nach einem getroffenen Feldwurf des Gegners wieder einwerfen und ins Spielfeld zurück befördern zu müssen. Hauptgrund neben fehlender Klasse in Bereich der Defensivarbeit ist im Falle von Hagen vor allem auch fehlende Größe. Kein anderes Team der BBL, um beim Vergleich zwischen den Konkurrenten zu bleiben, kassiert so viele Punkte in der eigenen Zone aufgrund von Physisnachteilen!
Während unter Ingo Freyer Small-Ball zum neuen Optimum auserkoren wurde, müssen die Hagener nun, auch bedingt durch fehlende finanzielle Kraft, die Konsequenzen ihrer Non-Big-Men Riege tragen. Im Umkehrschluss bedeutet das wiederum, dass die Offensive noch mehr scoren und gegebenenfalls noch mehr Dreier werfen muss. Keith Ramsey, Starting-Center der Feuervögel, dürfte es freuen, nimmt er schließlich nun auch ohne Zögern den einen oder anderen Wurf von Downtown und gehört zu den Gewinnern der bisherigen Saison.
Topscorer aus Ludwigsburg
Dazu muss man sicherlich auch Kerron Johnson zählen, welcher die Top-Scorer-Krone im Visier hat. Durch die Verletzung von Michael Stockton erst spät ins Team gerutscht, versetzte er Fans in ganz Deutschland in Aufruhe, als er in seinem ersten Spiel stattliche 38 Punkte erzielte und obendrauf noch einen Halfcourtshot mit traumwandlerischer Sicherheit einnetzte. Allerdings, und hier liegt das ,,Problem‘‘ an der ganzen Sache: Des einen Freud, ist meistens auch immer des anderen Leid! Coby Karl nämlich, zurzeit ebenso wie sein Kollege Stockton auf der Aufbauposition leicht verletzt, kann bislang nicht an seine gewohnt starken Leistungen aus der Vorsaison anknüpfen und das orangene Spielgerät in den gegnerischen Korb wuchten. Sein Dreier fällt nicht mehr( Ausnahme: Spiel gegen Hagen) und damit sinkt gleichzeitig auch das Selbstvertrauen, was für den Erfolg des ganzen Teams ausschlaggebend ist.
Verletzungspech
Nicht ganz so abhängig von einem Einzelspieler, dafür mit anderen Sorgen geplagt, sind die Fraport Skyliners. Mit Playoffambitionen ins Rennen gegangen, stehen die Frankfurter derzeitig auf dem vorletzten Tabellenplatz. Schuld sind die zahlreichen Verletzungen, die abwechselnd Leistungsträger wie Williams, Armand, Koivisto oder Morrison aus dem Spielbetrieb nehmen. Auch in der Eurochallenge, wo man vor allem von den deutschen Nachwuchskräften eine Entwicklung sehen möchte, läuft es sehr wechselhaft. Im Gegensatz zu den Ulmern, die, anders als in der heimischen Bundesliga, bislang keine Mühen hatten, die jeweiligen Gegner aus dem Weg zu räumen, musste man schon eine heftige Klatsche hinnehmen. Die kommenden Wochen müssen einigermaßen schadlos durchgestanden werden, damit nach ganz oben überhaupt noch was geht.
Wo die Frankfurter am Ende der Saison stehen möchten, dort rangieren im Moment die Mannen aus Weißenfels. Unter Silvano Poropat, Dauerkandidat auf den Award des besten Coaches, spielt der MBC ähnlich furios auf wie in der letzten Spielzeit. Die Akquisition vom deutschen Hawaiianer Christian Standhardinger hat sich zudem bereits jetzt bezahlt gemacht, legt der Forward doch für ihn fast schon Fabelwerte auf. Sein Hustle steckt die Mitspieler und die Fans an, die ihr Team von einer zur nächsten Überraschung peitschen wollen.
Niedriger Etat gleich schlechte Leistung?
Peitschen ist auch das richtige Stichwort, wenn es um die Crailsheim Merlins und deren Arena geht. In der Halle Hohenlohe, etwas außerhalb von Crailsheim gelegen, finden unter der Woche Rinderauktionen statt, am Woche gastieren hier die Merlins zu ihren Heimspielen. Auch wenn sich keiner darum sorgen muss, dass der Aufsteiger nach und nach professionellere Strukturen ausbaut, sprechen die Ergebnisse aus den ersten Wochen eher gegen die Bundesligatauglichkeit. Auf den großen Positionen fehlt es an Qualität, auch die Neubesetzung des Trainerpostens mitten in der Saison birgt Sprengstoff. Wenngleich die derzeitige Lage wenig aussichtsreich ist, werden die Merlins weiterhin um jeden Zentimeter Boden und um jeden Sieg kämpfen.
Viel besser sieht es da schon in Göttingen aus, wo Playmaker Khalid El-Amin die Geschicke auf dem Court gekonnt leitet und seine zahlreichen Erfahrungen zu nutzen weiß. Da auch Spieler wie Alex Ruoff oder Harper Kamp ein gutes Händchen beweisen, ist ein Verbleib in der höchsten deutschen Spielklasse auf jeden Fall möglich.
Etwas bedrohlicher ist da schon die Lage in der Moselstadt. Die Trierer sind aufgrund ihrer knappen monetären Ressourcen auf Leidenschaft und Hingabe angewiesen. Zusammen möchte das Team von Henrik Rödl, welches vor der Saison durch zwei sehr interessante, junge Spieler ( Vrabac und Lukovic ) verstärkt wurde, den Klassenerhalt schaffen und gleichzeitig noch das Hauptaugenmerk auf die Talententwicklung legen. Nicht immer einfach, mit limitierten Mitteln sportlichen Erfolg und Minuten für Talente unter einen Hut zu bringen, gerade wenn die Gegner immer weiter aufrüsten.
Deutsche überzeugen
So zum Beispiel auch die Bayreuther, welche mit Trevon Hughes einen der besten Einzelspieler der BBL verpflichteten. Ebenso wie Brandon Bowman oder Javon McCrea soll der Amerikaner eine Aufbruchsstimmung erzeugen und Tabellenplatz 8 in den Blick nehmen. Nicht unrealistisch, allerdings in Anbetracht der schwächelnden Offensive, die noch zu sehr von den 1-gegen-1 Qualitäten des Guards abhängig ist, doch eine schwere Aufgabe. Auffällig sind aber die guten Zahlen, die die ( jungen ) Deutschen wie David Brembly oder Philipp Heyden auf das Parkett zaubern. Gerade in Hinblick auf die Deutschquote ein schöner Nebeneffekt und ein wichtiges Zeichen an alle heimischen Talente, dass Spielzeit im Bereich des Machbaren ist, wenn der Arbeitseifer stimmt!
Die Topfavoriten
Dass der Wille bei Alba Berlin stimmt, dafür sorgt Trainer Obradovic ganz sicher. Mit viel Inside- Spiel und intensiver Defense konnte bislang noch jeder Gegner in die Schranken gewiesen und besiegt werden. Mit Reggie Redding und Jamel McLean finden sich zudem zwei echte Allzweckwaffen im Kader, die beide sehr effektiv spielen und für den Teamerfolg eminent wichtig sind. Da aber die Dreier vor allem bei Hammonds noch nicht fallen wollen, sind die Berliner weiterhin sehr auf ihr Spiel unter dem Korb konzentriert und zum Teil etwas leicht ausrechenbar. Nicht erst hochdekorierte Vereine wie CSKA Moskau oder Maccabi Tel Aviv wussten das in der starken Euroleaguegruppe auszunutzen. Im Gegensatz zum Konkurrenten aus dem Süden darf man als Fan allerdings fest mit einem Weiterkommen im höchsten internationalen Wettbewerb rechnen.
Im Spiel gegen die Münchner Bayern in der Bundesliga machte besonders die Ausgeglichenheit den Unterschied. Diese geht den Bayern aufgrund von Verletzungen von Gavel oder Djedovic noch etwas ab. Durch die kurzfristige Verpflichtung von Bo McCalebb ist aber in allen Wettbewerben noch alles drin. Pesic wird schon die richtigen Worte zu finden, um sein Team, was in dieser Saison vermehrt den fitten John Bryant sucht, zu motivieren.
Bliebe noch das neu zusammengestellte Team aus Bamberg, welches bereits in den ersten Wochen einige Schlagzeilen lieferte. Nach Startschwierigkeiten verletzte sich mit Carlon Brown der wohl individuell beste Spieler des Teams von Energiebündel Andrea Trinchieri. Entgegen der Befürchtung einiger Experten hatte dieser Ausfall allerdings eher positive als negative Folgen für das Teamspiel der Franken. Es wurden mehr Offensivoptionen mit einbezogen und mehr zusammengespielt, nicht so sehr der eigene Wurf gesucht. Mit Kapitän Brad Wannamaker, der viele Angriffe initiiert, hat man überdies einen guten Spieler an Land gezogen, der sich ebenso wie Ryan Thompson von Spiel zu Spiel steigert. Im Eurocup ist man zudem auf einem guten Weg und strebt ein Weiterkommen fest an, was auch der Reputation der ganzen Liga helfen würde.
Weiter so!
Insgesamt schreibt die diesjährige Saison wieder einige Geschichten, die vor der Saison wohl in der Form nicht viele erwartet hätten. Sei es die individuelle Stärke von Standhardinger oder Johnson, die positive Entwicklung von Ohlbrecht in Ulm, die Miseren von Frankfurt und Tübingen oder die große Stärke Albas. Vieles spricht dafür, dass die Spielzeit weiterhin spannend und ereignisreich bleibt!