Die Initiative ONE WORLD BASKETBALL ist ein Ort des Zusammenkommens und des Austausches. Menschen mit und ohne Fluchterfahrung erhalten die Möglichkeit sich über den Basketballsport kennenzulernen. Wir hatten die Möglichkeit mit den Machern hinter der Berliner Initiative zu sprechen und möchten euch deshalb ein Interview bieten, welches mit Sicherheit eure Aufmerksamkeit verdient hat.
BBLProfis: Wie ist eure Initiative entstanden?
ONE WORLD BASKETBALL: Im Herbst 2014 lernten sich Muhammed Lamin, Fotograf und Geflüchteter aus Gambia, und Gregor Wendler, Jugendcoach der Kreuzberg Basketball Beats, in Berlin kennen und diskutieren Ideen, wie man Menschen mit Fluchterfahrung eine bessere gesellschaftliche Teilhabe in Deutschland ermöglichen kann. Als Fans des orangenen Leders war es für beide schnell klar, das Ganze mit Basketball als Basis zu versuchen. Ali Durdu, Vorstand der Interkulturellen Sportakademie Schöneberg e.V., konnte für die Idee begeistert werden und organisierte eine Hallenzeit für das Initiative. Zur Unterstützung der Initiative wurden noch die Geschwister Lina und Luise Budäus, Daniel Popović und Hassan Mohamed ins Boot geholt.
BBLProfis: Beschränkt sich eure Initiative nur auf Berlin oder gibt es euch auch in anderen Städten?
ONE WORLD BASKETBALL: Bislang beschränkt sich unsere Initiative auf Berlin, allerdings streben wir an, unsere Erfahrungen mit anderen Personen zu teilen, die ähnliche Initiativen in Berlin oder anderen Städten in Deutschland umsetzen wollen. Vor wenigen Tagen bat ein Basketballcoach aus Frankfurt am Main um ein Gespräch für den Erfahrungsaustausch, da ihm die Idee gefällt und er es ggf. auch bei sich in der Stadt anbieten möchte.
BBLProfis: Warum spielt ihr mit den Flüchtlingen Basketball? Ist Fußball oder anderer Sport für sie nicht interessanter?
ONE WORLD BASKETBALL: Basketball ist unser Lieblingssport. Unsere Initiative, One World Basketball, gibt uns die Möglichkeit, unser größtes Hobby mit etwas sehr Sinnvollem zu verbinden. Und wenn man sich selbst für etwas begeistert, kann man diese Begeisterung auch viel leichter weitergeben. Zu der Frage, ob ein anderer Sport interessanter wäre: In einem Interview mit der USA Today sagte einer unserer Spieler, dass es nicht wichtig wäre, welche Sportart ausgeübt wird. Ihm sei es nur wichtig, dass er die Möglichkeit hat, mit seinen Freunden den alltäglichen Stress abzuschütteln. Viele Geflüchtete, die früher Fußball oder Handball gespielt haben, konnten sich jetzt auch für Basketball begeistern und haben jetzt ihre neue Lieblingssportart gefunden.
BBLProfis: Im Internet wird viel gegen Flüchtlinge gehetzt. Ist es euch auch schon passiert?
ONE WORLD BASKETBALL: Nein, glücklicherweise mussten wir uns bisher nicht mit Hetze oder Vorurteilen auseinandersetzen. Bisher hat uns nur positives Feedback erreicht. An dieser Stelle ist es uns nochmal wichtig hervorzuheben, dass das Zusammenführen von Menschen unterschiedlicher Herkunft funktioniert. Bei uns spielen Menschen unterschiedlicher Hautfarbe, Nationalität, Alter und Geschlecht mit viel Spaß zusammen. Wir sehen uns als ein Team!
BBLProfis: Muss ein Flüchtling schon Basketball Kenntnisse haben damit er bei euch mitspielen darf?
ONE WORLD BASKETBALL: Absolut nicht. Viele der Geflüchteten, die zu uns gekommen sind, haben vorher noch nicht Basketball gespielt. Einige der Spieler haben aber in kürzester Zeit große Schritte gemacht, was uns natürlich besonders freut. Auf der anderen Seite haben wir bspw. auch einen ehemaligen syrischen Profibasketballer im Team.
BBLProfis: Gibt es eine Möglichkeit eure Initiative zu unterstützen?
ONE WORLD BASKETBALL: Es mag idealistisch klingen, aber die größte Unterstützung für uns ist, wenn man das Motto von One World Basketball lebt und voranträgt. Für uns zählt der Charakter eines Menschen, nicht dessen Herkunft. Und dieser Mensch sollte individuell beurteilt und nicht in Schubladen gesteckt werden. Das sollte eine Selbstverständlichkeit sein, aber leider ist dem ja oftmals nicht so. Ansonsten können wir natürlich auch Unterstützung bei der Beschaffung von Sportbekleidung, insbesondere Schuhen, und sonstigem Equipment gebrauchen, da die Geflüchteten oftmals über keine eigene Sportbekleidung bzw. die Mittel zur Beschaffung verfügen. Natürlich freuen wir uns über jede Spende, um die Initiative weiter voran zu bringen und noch mehr Menschen zu erreichen.
BBLProfis: Habt ihr schon Feedback von einem(mehreren) BBL Club(S) bekommen? Wenn ja wie ist die Reaktion ausgefallen?
ONE WORLD BASKETBALL: Bisher gab es leider kein offizielles Feedback oder eine Kontaktaufnahme durch einen BBL-Club. Es würde uns natürlich freuen, wenn wir hierbei Reaktionen oder gar Unterstützungen erhalten würden.
BBLProfis: Gibt es andere Flüchtlingsinitiativen mit denen ihr zusammenarbeitet?
ONE WORLD BASKETBALL: Wir stehen in Verbindung mit der Initiative „Give Something Back to Berlin“ und „Neukölln Hilft“. Einer unserer Spieler ist bei „Refugees on Rails“ aktiv, mit „Start with a Friend“ und „WeConnect“ standen wir auch bereits in Kontakt.
BBLProfis: Gibt es für eure Initiative auch Unterstützung aus der Politik?
ONE WORLD BASKETBALL: Wir haben kürzlich eine Spende von einer Berliner Abgeordneten und einem Freizeit-Basketballteam aus Berlin erhalten, aber leider beschränkte es sich bisher darauf. Wir wären sehr glücklich, wenn es einen einfacheren Zugang für öffentliche Fördergelder gäbe, um Initiativen wie One World Basketball oder viele andere junge Initiativen das Leben etwas zu erleichtern. Wir hoffen aktuell auf Honorare für die Coaches durch den Landessportbund Berlin, um wenigstens unser Trainingsangebot nachhaltig zu sichern. Natürlich verbirgt sich hinter dem Training noch ein Mehraufwand.
BBLProfis: Es heißt immer wieder Sport verbindet. Hattet oder habt ihr Spieler die immer wieder kommen?
ONE WORLD BASKETBALL: Das können wir ganz klar mit einem „ja“ beantworten. Viele unserer Spieler_innen kommen immer wieder und nehmen dafür auch längere Fahrtwege in Kauf. Der Sport ist die Basis für ein Kennen- und Verstehen-lernen und oftmals auch für Freundschaften. Wir sind mehr als ein bloßes Basketballtraining – wir bilden ein Team im größeren Sinne. Eine Gemeinschaft. Wir halten zusammen, helfen uns gegenseitig und für manche jüngere Geflüchtete stellt dieses Team sogar einen Familienersatz dar.
BBLProfis: Beschränkt sich die Initiative im Moment nur auf Flüchtlinge oder auch auf Spieler mit Migrationshintergrund?
ONE WORLD BASKETBALL: Wir sehen uns nicht als reine Flüchtlingsinitiative, sondern als Initiative, die helfen soll, dass Menschen mit und ohne Fluchterfahrung zusammenkommen, sich kennenlernen und vernetzen. Es sollen Freundschaften entstehen, man soll sich untereinander helfen (auf und abseits des Feldes) und die deutsche Sprache soll in angenehmer Atmosphäre verbessert werden. Zusammenfassend: Ein Ort des Zusammenkommens mit Basketball als Grundlage.
BBLProfis: Bitte vervollständigt diesen Satz. Wir wünschen uns das…?
ONE WORLD BASKETBALL: Wir, One World Basketball, wünschen uns eine Gesellschaft, die die Chance ergreift sich den Veränderungen, die gerade im Land durch den Zuzug vieler verschiedener Menschen passiert zu stellen und zu erlauben. Dabei trägt jeder einzelne von uns die Verantwortung. Wir wollen dem Entstehen einer Parallelgesellschaft entgegenwirken. Wir wünschen uns auch, dass sich der eine oder andere vielleicht durch One World Basketball inspirieren lässt, seinen Beitrag für dieses Ziel zu leisten.
BBLProfis.de bedankt sich für das gegebene Interview und hofft das diese Initiative über die Berliner Grenzen Nachahmer findet. Für Fragen steht One World Basketball gerne zur Verfügung.