Der litauische Basketballer Benas Veikalas hat sich in Deutschland speziell bei den Telekom Baskets Bonn einen Namen gemacht. Nach einem Jahr in Italien bei Scandone Avellino ist der Litauer nach Deutschland zurückgekehrt. Die BG Göttingen nahm den Shooting Guard unter Vertrag und wir erhielten die Chance auf ein Interview mit dem Deutschland Rückkehrer. Mit uns sprach Benas Veikalas über seine Entscheidung für Göttingen, sein Jahr in Italien, die Bonner Fans und seine basketballerische Ausbildung.
BBLProfis: Zunächst ein großes Dankeschön für deine Zeit für dieses Interview. Du hast in der letzten Saison noch in Italien gespielt und nun vergleichsweise spät ein neues Team gefunden bzw. bei einem neuen Verein unterschrieben. Wann kam dein Kontakt zur BG Göttingen, deinem neuen Team, zustande? War es für dich zudem eine einfache Entscheidung nach Deutschland zurückzukehren?
Benas: Das der Vertrag erst so spät unterschrieben wurde, lag auch an meiner Person. Ich wollte den richtigen Schritt machen und daher habe ich die vorliegenden Optionen genau abgewogen und verglichen. Am Ende habe ich mich für die BG Göttingen entschieden. Das angebotene Paket sprach nicht nur mich als Spieler sondern uns als ganze Familie an. Und das wir zugleich nach Deutschland bzw. ich in die Basketball Bundesliga zurückkehren konnten, war hierbei auch ein sehr gutes Argument für dieses Vertragsangebot. Was mir auch gefiel war, dass der Verein und die Coaches mir eine wichtige Rolle im Team zutrauen.
BBLProfis: Da du das Thema Rolle im Team ansprichst. Welche Aufgabe sollst du in dieser Saison bei den Veilchen einnehmen? Welche Ziele hast du dir bzw. habt ihr euch als Team gesetzt?
Benas: Ohne Zweifel gehöre ich zu den erfahrenen Profis bei den Veilchen. Aus diesem Grund soll ich auch unseren jungen Spielern helfen und ihnen Tipps geben. Das Alter bzw. meine Erfahrung bringt es auch mit sich, dass natürlich erwartet wird, dass ich als Spieler auf dem Court Verantwortung übernehme. Als Team haben wir uns vorgenommen, dass wir in jedem Spiel an unsere Leistungsgrenze gehen wollen, denn wir möchten jede Partie gewinnen. Natürlich wird das gegen die Schwergewichte der Liga schwierig, doch wir wollen in jedem Spiel alles geben und so ein harter Gegner in der Basketball Bundesliga sein.
BBLProfis: Und wie sieht es mit deinen persönlichen Zielen für diese Saison aus?
Benas: Aktuell geht es für mich immer noch darum meine Coaches und Mitspieler besser kennenzulernen, denn solange bin ich in Göttingen noch nicht. Sportlich gesehen würde ich gerne die Playoffs erreichen, aber das wird eine sehr schwere Aufgabe. Mir selbst habe ich zudem das Ziel gesetzt, dass ich meine Erfahrung weitergeben möchte um unseren jüngeren Spielern zu helfen.
BBLProfis: Vor deiner Saison in Italien hast du einige Jahre bei den Telekom Baskets Bonn verbracht. Nun wirst du mit den Veilchen in deiner alten Heimat als gegnerischer Spieler auflaufen. Denkst du bereits über diese Partie nach? Wie werden deine Gefühle dabei sein?
Benas: Ich denke durchaus öfter darüber nach. Bis zu unserem Auswärtsspiel in der Rückrunde in Bonn ist zwar noch etwas Zeit, aber ich bin mir sicher, dass ich bis dahin noch etliche Male darüber grübeln werde. Ich denke, dass es jedoch eine tolle Erfahrung in einer tollen Atmosphäre sein wird. Die Bonner Fans supporten ihr Team, wissen jedoch auch zu schätzen, wenn ein Spieler über die Jahre alles für ihr Team gab und anschließend wechselte. Ich freue mich deshalb auf diese Partie und auch darauf die Bonner Fans wieder zu sehen, welche mir sehr ans Herz gewachsen sind.
BBLProfis: Wenn du aus heutiger Sicht auf die letzte Spielzeit in Italien zurückblickst – war es die richtige Entscheidung Bonn zu verlassen und bei Sidigas Avellino zu unterschreiben?
Benas: Es war die richtige und es war eine gute Entscheidung. Mir tat es als Spieler gut eine neue Liga kennenzulernen und neue Impulse zu erhalten. Zugleich waren wir als Team aus sportlicher Sicht erfolgreich. Meine Familie fühlte sich zudem sehr wohl. Das Wetter, das gute Essen und der Lifestyle – all das gefiel uns sehr, weshalb die Entscheidung vor der letzten Saison nach Italien zu gehen definitiv richtig war.
BBLProfis: Nach dem Ende der Spielzeit wurde dein Einjahresvertrag in Italien nicht verlängert. Wie war diese Entscheidung und die damit verbundene Situation für dich als Spieler?
Benas: Ich konnte die Entscheidung am Ende verstehen, denn das Business im Basketball ist nun einmal so. Der Coach wollte etwas an seiner Spielweise ändern und dies zieht natürlich auch Veränderungen in der Zusammenstellung des Kaders nach sich. Natürlich hätte ich mir in dieser Situation durchaus erhofft etwas früher das perfekte Angebot für mich und meine Familie zu erhalten, denn ein wenig Ungewissheit war definitiv vorhanden. Aber wie ich schon sagte, es musste einfach für mich als Spieler und für meine Familie passen. Sportlich wie auch in Sachen Umfeld.
BBLProfis: Du bist damals nach vier Jahren bzw. vier Spielzeiten in Bonn Richtung Italien aufgebrochen. Hattest du weiterhin ein Auge auf dein ehemaliges Team und deine ehemaligen Mitspieler?
Benas: Ganz ehrlich, ich habe immer mit einem Auge nach Bonn geblickt. Ich muss auch gestehen, ich war über das Abschneiden in der letzten Saison durchaus sehr überrascht. Mit einigen meiner ehemaligen Teamkollegen blieb ich auch nach meinem Abschied in regen Kontakt. Das ich Bonn weiterhin beobachtet hatte, lag jedoch nicht nur an den vier Spielzeiten, die ich dort verbracht hatte. Die Organisation und die Personen im Hintergrund des Vereins waren einfach toll, denn als Spieler wurde dir sehr viel abgenommen, so dass du dich auf dein Spiel konzentrieren konntest.
BBLProfis: Hattest du die Reaktionen der Bonner Fans zur damaligen Zeit mitbekommen, als dein Abschied bevorstand bzw. verkündet wurde? Es wurden unter anderem Aktionen wie „Benas for Bonn“ ins Leben gerufen, um dich doch noch halten zu können.
Benas: Am Ende war es meine Entscheidung etwas Neues zu versuchen und nicht die des Teams. Ich hatte einfach das Gefühl den nächsten Schritt machen zu müssen und auch zu können. Die Aktionen habe ich mitbekommen und diese haben mir auch eine Menge bedeutet. Die Bonner Fans und ich – das hat einfach gepasst!
BBLProfis: Lass uns bitte auch noch auf dein Spiel zu sprechen kommen. Speziell die Fans und auch die Coaches haben immer deinen Einsatzwillen sehr gelobt und hervorgehoben. Wie hat sich dieser bei dir derart entwickeln können?
Benas: Ich hatte dabei wirklich Glück, denn mir wurde sehr früh beigebracht, dass es immer gilt bis zum Ende zu kämpfen. Genau das ist es, was ich auf dem Platz auch zeigen möchte. Gleich welches Talent ein Spieler hat, es gilt hart an sich zu arbeiten und immer alles für seinen Club und seine Fans zu geben. Das speziell die Fans dies honorieren macht mich durchaus stolz.
BBLProfis: Ein Blick auf dein Spiel zeigt tolle Allrounder Fähigkeiten. Du kannst nicht nur scoren, sondern gehst erfolgreich zum Rebound und bringst auch deine Mitspieler in gute Wurfpositionen. Wie hast du dir dieses Overall Game angeeignet? Lag es an einen bestimmten Coach?
Benas: Bei mir kam in dieser Hinsicht in meiner Entwicklung einfach alles zusammen. Als ich in Litauen mit dem Basketball begann, wurde von den Coaches vor allen Dingen auf ein funktionierendes Team mit einem guten Passspiel viel Wert gelegt. Als ich später in die USA ging, halfen mir meine dortigen Coaches an meinen individuellen Fähigkeiten zu arbeiten, was mir beim Scoring besonders half. Heute rufe ich nun beide Arten des Spiels ab und zum Glück gelingt mir diese Kombination augenscheinlich sehr gut.
BBLProfis: Bei den deutschen Fans bist du auch für deine Gamewinner am Ende eines Spiels bekannt. Kann dies aus deiner Sicht erlernt werden? Und bist du jemand, der diese Aktionen gezielt sucht, um seinen Team zu helfen?
Benas: Natürlich träumt man bereits als kleiner Spieler davon den letzten Wurf zu nehmen und diesen zum Sieg zu treffen. Ich habe hierfür eigentlich kein besonderes Training. Ich versuche mich einfach in eine gute Wurfposition zu bringen, um meine Technik einsetzen zu können. Natürlich kann das Werfen trainiert werden, aber dies reicht nicht. Ich bin sicher jemand, der eben auch keine Angst hat, die mit einem solchen Wurf verbundene Verantwortung zu übernehmen.
BBLProfis: Sich als Talent weiterzuentwickeln ist heutzutage nicht einfach. Bevor du Profi wurdest, hast du in den USA an der High School und im College gespielt. Viele europäische Talente gehen diesen Weg im Moment, doch gibt es auch viele Spieler, welche lieber in Europa an ihrem Talent arbeiten wollen. Was hat am Ende dafür gesorgt, dass deine Entscheidung damals richtig war? Und was würdest du den heutigen Talenten empfehlen?
Benas: Für mich war dieser Weg definitiv richtig. Die neuen Formen des Trainings und auch die neuen Spielphilosophien brachten neue Impulse mit sich, welche aus mir einen besseren Spieler machten. Diese Diskussion um den richtigen Weg haben wir aktuell auch in unserer Familie rund um unseren Sohn Vince. Er möchte einmal Profi Basketballer werden und wir haben hierbei einige Entscheidungen abzuwägen. Glaubt mir, dies ist keinesfalls einfach. Ich denke auch, dass für jeden Spieler eine individuelle Entscheidung getroffen werden muss.
BBLProfis: Du bist nun 33 Jahre alt und damit für einen Profi Sportler bereits in einem höheren Alter. Hast du schon einmal über ein mögliches Karriereende und die Optionen für den weiteres Leben nachgedacht?
Benas: Bislang habe ich noch keine Gedanken an ein Karriereende verschwendet, wenngleich dies sicherlich irgendwann kommen wird. Ich möchte einfach so lange spielen, wie es mein Körper erlaubt, und wie ich den Teams helfen kann. Danach wünsche ich mir nur, weiterhin das machen zu können, was ich jeweils umsetzen bzw. angehen möchte. Auch bei uns in der Familie sprechen wir ab und an über die Zeit nach meiner Karriere. Ich könnte Coach werden, aber auch ein persönlicher Coach für Spieler. Meine Frau Stacey war vor unserer Zeit Maklerin in den USA. Vielleicht lehrt sie mich diesen Beruf und ich gehe diesen Job irgendwann nach. Hier sind wirklich viele Optionen offen.
BBLProfis: Zum Abschluss möchten wir noch deine Ehefrau in den Blickpunkt rücken. Deine Frau ist unter den deutschen Basketballfans durchaus bekannt, da diese sehr aktiv in den Sozialen Netzwerken ist. Wie siehst du diese etwas andere Berichterstattung und die damit verbundenen Einblicke in euer Familienleben?
Benas: Zunächst einmal – mein größter Fan ist sicherlich meine Frau. Ich mag ihr Herangehen dabei, denn sie hilft mir und auch den Fans in Kontakt zu bleiben und hierbei eben auch persönlicher zu werden. Ich denke, wir gehen hier einen tollen Weg, den Fans durch diese Einblicke eben auch etwas für deren Unterstützung bei den Spielen zurückzugeben.
An dieser Stelle möchten wir ein Dankeschön an Benas und die BG Göttingen richten, welche das Interview ermöglichten. Viel Glück und Erfolg für die laufende Saison!