Dennis Schröder ist die deutsche Hoffnung für die schleichend kommende Wachablösung unseres Vorzeigespielers Dirk Nowitzki, dessen Karriere sich langsam aber sicher dem Ende zuneigt. Auch in seiner vierten Saison entwickelte sich Schröder stetig weiter und konnte einen entscheidenden Schritt auf der NBA Karriereleiter machen. Vom talentierten Nachwuchsspieler wurde er zum wichtigen Rollenspieler und schließlich zum unverzichtbaren Dynamo von der Bank auf der Position des Aufbauspielers. Nun wurde zu Beginn dieser Saison der etatmäßige Point Guard Jeff Teague abgegeben, sodass der Weg für den Deutschen frei wurde. Schröder erhielt somit die Beförderung zum Stammspieler. Als sogenannter „Starter“ ist die Verantwortung natürlich nochmal um einiges höher, besonders auf der Position von Schröder, da er es ist, der sich hauptsächlich um die Ballverteilung kümmern muss und den gesamten Spielfluss seines Teams diktiert. Seine Leistungen aus den Vorjahren machten dies allerdings zum nächsten logischen Schritt und so kam es wenig überraschend, dass Dennis mehr als in der Lage war diese Rolle entsprechend auszufüllen.
Die zusätzliche Spielzeit führte dazu, dass der ehemalige Braunschweiger allgemein an mehr Spielzügen beteiligt war und den Ball einfach auch mehr zur Verfügung hatte. Dies schlägt sich dann ebenso in seiner Statistik nieder, so konnte er all seine Zahlen verbessern und stellte in jeder Kategorie neue Karriere-Bestmarken auf. Vor allen Dingen die verbesserte Punktausbeute fällt ins Auge (von 11,0 pro Spiel auf 17,9 pro Spiel), womit er sich übrigens zum Top-Schützen seines Teams mauserte, aber auch eine Steigerung seiner gelieferten Vorlagen sind von besonderer Bedeutung. Dieser Fortschritt ist jedoch nicht nur auf eine höhere Netto-Spielzeit zurückzuführen, viel mehr hat Schröder seinen Sprungwurf entscheidend verbessert, was ihm wiederum mehr Freiraum beim Zug zum Korb verschafft. Somit kann seine eigentliche Stärke noch weiter betont werden, indem Dennis noch mehr in der Lage war seine Athletik auszuspielen. Insgesamt waren seine Leistungen von Spiel zu Spiel jedoch noch etwas zu inkonstant und ebenso der Anstieg an Ballverlusten muss berücksichtigt werden. Sollte er in Zukunft noch mehr Spielanteile bekommen, wird es umso wichtiger auf den Ball aufzupassen und diesen nicht leichtfertig herzugeben. Nichtsdestotrotz war der Deutsche ein zentraler Bestandteil der Offensive und hatte entscheidenden Anteil am fünften Platz seiner Atlanta Hawks zum Abschluss der Saison bzw. der damit einhergehenden Qualifikation für die Playoffs.
In der ersten Playoff Runde ging es dann gegen die Washington Wizards. Eine besonders harte Probe für Schröder, da Washington mit John Wall einen der stärksten Point Guards der Liga stellt, der dementsprechend sein direkter Gegenspieler war. Offensiv konnte unser deutscher Spieler jedoch wieder glänzen und war mit 24,7 Punkten pro Partie sowie 7,7 Vorlagen pro Spiel der beste Hawk. Er verbesserte seine Leistung also in fast jedem Aspekt und stemmte sich so gut wie möglich gegen das drohende Aus. Er konnte sogar einen alten Atlanta Playoff Rekord brechen, indem er nach „Pistol“ Pete Maravich nun der erste Spieler seines Vereins ist, der in einem Playoff-Spiel 25 Punkte und 10 Assists (Vorlagen) erzielen konnte. Es offenbarte sich jedoch auch eine Schwäche von Schröder, der ziemliche Probleme bei der Verteidigung des Pick and Rolls bekam. Zum einen lag dies an einem hervorragend aufgelegten Wall, zum anderen hatte Dennis oft Probleme mit dem gestellten Block. Seine Schnelligkeit und Athletik sollten ihm hier zukünftig Luft nach oben geben den Gegner noch mehr unter Druck setzen zu können. Letztendlich konnte sich Washington durchsetzen, Atlanta schied aus, was weniger an ihm lag, diesen Schuh haben sich Teamkollegen und Trainer wohl viel eher anzuziehen. So war Dwight Howard ein absoluter Non-Faktor und kam in den entscheidenden Schlussvierteln oftmals gar nicht erst zum Einsatz. Paul Millsap war zwar ein Lichtblick, doch er und Schröder reichten allein nicht, um das Ruder herumzureißen. Die Kaderzusammensetzung erschien insgesamt fraglich, hatte man den besten Dreier-Schützen Kyle Korver nach Cleveland getauscht und genau an dieser Feuerkraft fehlte es nun dringend. Trainer Budenholzer baut Teile der Triangle-Offensive in sein Spielkonzept ein, die im modernen Spiel mehr und mehr verpönt wird, hieraus resultiert manchmal ein Mangel an Dynamik, es scheint als würde dies besonders Schröder ein wenig daran hindern dem Spiel noch mehr seinen Stempel aufzudrücken.
Dementsprechend steht den Hawks in der Saison-Pause nun ein kleiner Umbruch bevor. Das persönliche Fazit von Dennis Schröder fällt insgesamt positiv aus, doch wird auch er sich wünschen, dass an den entsprechenden Schrauben gedreht wird, damit nächstes Jahr noch effektiver angegriffen werden kann. So wurde Howard mittlerweile schon nach Charlotte transferiert es bleibt abzuwarten, was dies zur Folge hat und in welche Richtung man sich verstärkt. Auch der Abgang von Millsap, der vor ein paar Tagen einen hochdotierten Vertrag in Denver unterschrieben hat, ist eine weitere Schwächung der Hawks. Dementsprechend stehen ihre Titelchancen zur Zeit nur bei einer Quote von 251.00 laut Wettanbieter Betway Sports (05.07.2017). So wird Dennis Schröder unweigerlich immer mehr Verantwortung übernhemen müssen. Es ist jedoch davon auszugehen, ihm adäquater Ersatz zur Seite gestellt wird, was auch die Titelambitionen wieder realistischer macht. Für unseren Deutschen geht es jedoch schon bald wieder los, denn im September steht die Europameisterschaft an, hier hat er seine Zusage gegeben. Ein selbstbewusster Schröder wäre besonders nach dieser Saison der Leistungsträger den die Nationalmannschaft so dringend braucht.