Bundesliga Aufsteiger Oettinger Rockets hat sich vor dieser Saison mit Guard Andreas Obst verstärkt. Nach seiner Ausbildung und den Schritt in Richtung Profi-Basketball in Bamberg war der 21-jährige Aufbauspieler in der letzten Saison bei den GIESSEN 46ers unter Vertrag, ehe nun der Schritt zum Liga-Neuling erfolgte. Bei den Oettinger Rockets trifft der junge Guard auf viele bekannte Gesichter. Mit uns sprach der Combo-Guard nicht nur über die Gründe für seinen Wechsel zum Bundesliga Aufsteiger, sondern beispielsweise auch über die zurückliegende Universiade und die damit verbundenen Erfahrungen.
Tobias: Danke für deine Zeit. Lass uns doch einmal mit einem Rückblick auf diesen Sommer beginnen. Zuletzt warst du für Deutschland bei der Universiade am Ball. Was sagst du zum Ergebnis für das DBB Team und wie zufrieden bist du mit deiner persönlichen Leistung im Turnierverlauf?
Andreas: An sich war ich sehr zufrieden mit der Mannschaftsleistung und unserer Einstellung. Der Ausgang in unserem Viertelfinale war natürlich sehr ärgerlich, denn wir hatten uns einen Sieg erhofft. Am Ende können wir bis auf diese bittere Niederlage trotzdem ein positives Fazit ziehen. Auch mit meiner persönlichen Leistung im Turnierverlauf bin ich zufrieden.
Tobias: Turniere wie die Universiade bieten für die Teilnehmer auch immer die Möglichkeit über den eigenen Tellerrand zu blicken. Welche Eindrücke nimmst du von diesem Turnier mit? Hattest du die Gelegenheit andere Wettkämpfe zu besuchen bzw. dir den Veranstaltungsort Taipeh anzusehen?
Andreas: Wir haben uns Taipeh angeschaut. Wir hatten leider aber keine Möglichkeiten, andere Wettkämpfe zu besuchen, da wir die ersten Tage nach der Ankunft sehr viel trainiert haben. Der Transfer vom Hotel zur Trainingshalle hat eine Stunde Zeit in Anspruch genommen und schnell standen die ersten Spiele an, sodass nur wenig Zeit blieb. Es war trotzdem toll, sich im Dorf mit den anderen Athleten aus anderen Ländern auszutauschen.
Tobias: Kommen wir nun einmal auf dich als Vereinsspieler zu sprechen. Bevor du in der letzten Saison nach Gießen gegangen bist, warst du in den verschiedenen Stufen des Bamberger Nachwuchsprogramms aktiv und hast auch deine ersten Eindrücke als Profi in Bamberg gesammelt. War Gießen für dich der richtige Schritt zur richtigen Zeit? Wie kam es zur damaligen Zeit zur Entscheidung für die 46ers und den damit verbundenen Schritt Neues anzugehen?
Andreas: Es war auf jeden Fall die richtige Entscheidung aus Bamberg wegzugehen. In Gießen ist nicht alles so gewesen, wie ich es mir erhofft hatte, aber ich konnte in die Bundesliga hineinschnuppern. Bei dieser Entscheidung war für mich sehr wichtig, Spielzeit zu bekommen, um mich an das Spieltempo der Bundesliga gewöhnen zu können.
Tobias: Lass uns kurz bei deinem Engagement in Bamberg bleiben. Bei den Oettinger Rockets triffst du auf Wolfgang Heyder, einen alten Bekannten aus Bamberger Zeiten. Hatte dieser Umstand Einfluß auf deinen Wechsel bzw. auf deine Unterschrift beim Aufsteiger?
Andreas: Es war für mich klar, dass ich viele bekannte Gesichter wie beispielsweise Wolfgang Heyder und Ivan Pavic bei den Rockets wiedertreffen würde. Ich habe mich vor meiner Unterschrift mit anderen ehemaligen Bamberger Spielern wie Johannes Richter zusammengesetzt und überlegt, ob wir zu den Rockets wechseln und uns eine Chance in der Liga erarbeiten wollen. Das war für mich natürlich ein Grund für den Wechsel. Ich kenne Ivan Pavic schon aus ProB und ProA-Zeiten und hatte unter ihm zwei tolle Jahre, in denen er mir sehr viel beigebracht hat.
Tobias: Heyder galt als der Macher in Bamberg, welcher das Thema Basketball nachhaltig erfolgreich werden ließ. Wie siehst du die Perspektive der Oettinger Rockets, angesichts der Tatsache, dass der Verein mit Heyder einen solch erfahrenen Top-Mann in den eigenen Reihen hat?
Andreas: Ich denke, dass es in dieser Branche kaum bessere Leute als Wolfgang Heyder gibt. Wolfgang ist jemand, der einen Verein voranbringt. Das braucht natürlich Zeit, aber er tut alles dafür und ist voll bei der Sache. Man sieht in Bamberg nach all den Jahren, welche Früchte diese Arbeit getragen hat. Daran trägt Wolfgang einen großen Verdienst. Er hat dort die Ausgangsposition für die Erfolge geschaffen. Ich denke auch, dass die Rockets ebenfalls eine gute Ausgangsposition haben. Vieles wirkt schon sehr professionell.
Tobias: Mit einem Wechsel sind natürlich auch Wünsche und Ziele verbunden. Was hast du dir persönlich für die anstehende Spielzeit vorgenommen? Hast du dir dabei konkrete Ziele gesetzt?
Andreas: Ich möchte bei meinem neuem Team viel Verantwortung übernehmen und auf dem Spielfeld vorangehen. Außerdem möchte ich viel spielen und somit Erfahrung sammeln. Wir werden sehen, wo wir als Mannschaft am Ende der Saison stehen. Natürlich sind wir als Aufsteiger erst einmal der Underdog, aber ich halte das nicht zwangsläufig für etwas Schlechtes. Wir alle können Basketball spielen und wenn wir eingespielt sind, können wir auch mitmischen und viele Teams in dieser Liga vor eine große Aufgabe stellen.
Tobias: Als Aufsteiger wird zumeist der Klassenerhalt als Ziel ausgegeben. Siehst du dies bei den Oettinger Rockets genauso, oder wollt ihr noch mehr in eurem ersten Bundesligajahr erreichen?
Andreas: Es klingt immer so negativ, wenn man die Klasse halten möchte. Wir sollten einfach versuchen, so viele Spiele wie möglich zu gewinnen und dabei als Mannschaft von Partie zu Partie denken.
Tobias: Du trainierst nun unter Ivan Pavic, welchen du bereits aus deiner Bamberger Zeit aus Breitengrüßbach kennst. Hast du bereits mit dem Coach über deine Rolle im Team bzw. auf dem Court gesprochen?
Andreas: Darüber haben wir nun sehr kurz gesprochen. Bei Ivan ist mir klar, was ich für eine Rolle einnehme. Als wir uns im Sommer getroffen haben, hat er mir aufgezeigt, wie er mit uns als Team spielen möchte und was ich persönlich für Aufgaben übernehmen werde. Der Rest war mir sofort klar. Ich kenne Ivan gut und vertraue ihm zu 110 Prozent.
Tobias: Nun Ivan Pavic, letzte Saison noch Denis Wucherer und davor in Bamberg Andrea Trinchieri. Wie würdest du die drei Coaches beschreiben? Wo liegen Gemeinsamkeiten und wo würdest du Unterschiede ausmachen?
Andreas: Alle drei haben die Liebe zum Sport und zum Basketball gemeinsam. Dennoch sind sie alle sehr verschieden. Andrea Trinchieri ist Perfektionist. Er weiß, dass er die Perfektion nur schwer erreichen kann, aber er strebt danach. Das macht ihn als Coach so gut. Er ist menschlich ein sehr netter Kerl, der auf dem Feld 100 Prozent von dir erwartet. Denis Wucherer ist ein ruhiger Typ, der die Spieler machen lässt. Ivan nimmt kein Blatt vor den Mund und sagt was er denkt. Er lässt den Spielern ihre Freiheiten und gibt ihnen viel Vertrauen.
Tobias: Mit deinen 192 Zentimetern an Größe kannst du sowohl als Point Guard wie auch als Shooting Guard eingesetzt werden. Welche Position würdest du als deine Wunschposition bezeichnen? Möchtest du weiterhin als eine Art Combo Guard agieren, oder siehst du dich in der Zukunft auf eine der beiden Positionen spezialisiert?
Andreas: Ich sehe mich selbst als Combo Guard. Die reinen Positionen sterben langsam aus, deshalb versuche ich mich dahingehend bereits jetzt in meiner Spielweise anzupassen.
Tobias: Lass uns auch kurz zum Thema Nationalmannschaft kommen. Zuletzt lief die EuroBasket 2017. Hattest du Zeit die Spiele des DBB Teams live im TV zu verfolgen?
Andreas: Diese Zeit habe ich mir genommen. Natürlich habe ich unsere Jungs bei der EM verfolgt und mir alle Spiele angesehen.
Tobias: Du hast beim DBB unter anderem in der U18- und in der U20-Nationalmannschaft gespielt. Mit der U18 konntest du den Wiederaufstieg in die Division A feiern und mit der U20-Auswahl den vierten Platz bei der Europameisterschaft im vergangenen Jahr erringen. Was hast du als junger Spieler von den Turnieren und Länderspielen jeweils mitgenommen? Würdest du sagen, dass diese Berufungen und Nominierungen einen jungen Spieler nochmals voranbringen?
Andreas: Auf jeden Fall. Bei der Nationalmannschaft kann man sich mit Spielern anderer Nationen messen und man sieht als Spieler, wo man in Sachen Leistung selbst steht. Man sollte bei der Teilnahme an internationalen Spielen Respekt haben, aber niemals Angst. Gerade diese hieraus entstehende Fokussiertheit kann dich als Spieler unheimlich pushen und voranbringen.
Tobias: Lass uns zum Schluss noch auf deine Rückennummer zu sprechen kommen. Sportler sind durchaus etwas abergläubisch, deshalb diese Frage – wie kam es zur Trikotnummer 17?
Andreas: Die 17 wurde mir in der NBBL zugeteilt. Ich war der Jüngste und habe die freie Nummer bekommen. Anschließend wurde diese Rückennummer auch in Bamberg übernommen, so dass ich diese bis heute behalten habe.
Vielen Dank an Andreas Obst für seine Zeit und dieses Interview. Wir wünschen dem jungen Guard und den Oettinger Rockets viel Erfolg in der easyCredit BBL Spielzeit 2017/2018!