Rund um den Saisonstart in der 2. Basketball-Bundesliga ergab sich die Möglichkeit zu einem Interview mit Malo Valérien. Der Neuzugang der Nürnberg Falcons sprach mit uns nicht nur über die Spielzeit 2017/2018 und seine damit verbundene Rückkehr in den Profi-Basketball, sondern zugleich auch etwas über sein Privatleben. Wieso sich der ehemalige Bayern Spieler bei seiner Rückkehr in den bezahlten Basketball für das Angebot aus Nürnberg entschied, erklärt Malo Valérien ebenfalls bei uns.
Tobias: Danke für Deine Zeit Malo. Lass uns gleich beginnen. Du hast für die Saison 2017/2018 bei den Nürnberg Falcons in der ProA unterschrieben. Wie kam der Kontakt zustande und wann war Dir klar, dass Du es im Profi-Basketball nochmals wissen möchtest?
Malo: Erst mal danke für Euer Interesse und dieses Interview. Ich habe mich im Dezember 2016 dafür entschieden, wieder professionell zu spielen. Erst hab ich mir einen Agenten genommen und im Sommer diverse Tryouts absolviert. Der Kontakt zu Ralph Junge (Cheftrainer Nürnberg Falcons) war somit schnell wieder hergestellt.
Tobias: Du hast Ralph Junge soeben angesprochen. Deinen neuen Coach bei den Falcons kennst Du bereits aus gemeinsamen Tagen in Urspring. War der Coach auch ein Grund dafür, sich Nürnberg anzuschließen? Spielte hierbei auch die Nähe zu Deiner bayerischen Heimat für Deine Entscheidung eine Rolle?
Malo: Ich würde sagen beides. Meine Familie spielt eine sehr große Rolle in meinem Leben. Die Nähe zu München ist da natürlich ein großer Vorteil, weil ich somit oft dort sein kann. Und Ralph ist ein Trainer, den ich wirklich sehr schätze. Ich weiß, wie er arbeitet und erinnere mich gerne an unsere Zeit in Urspring. Daran wollen wir jetzt wieder anknüpfen.
Tobias: Bevor wir auf die anstehende Spielzeit eingehen, lass uns kurz über Deine bisherige Karriere sprechen. Du warst bereits im Profi-Kader des FC Bayern Basketball und hast anschließend in der Regionalliga gespielt. Zuerst beim TSV Oberhaching Deisenhofen und in der letzten Spielzeit in Bad Aibling. Wie kam es zu diesem Schritt? Würdest Du den Wechsel in die Regionalliga aus heutiger Sicht als Rückschritt bezeichnen oder genau als das, was Dich und Dein Spiel weitergebracht hat?
Malo: Das ist eine gute Frage. Der Wechsel hat mir auf jeden Fall sehr geholfen. Ich wollte wieder mehr spielen und mehr Freiheiten, um mich weiterzuentwickeln und mein Maximum zu erreichen. Der Wechsel war dann die logische Folge und nur auf dem Papier ein Rückschritt.
Tobias: Bei den Bayern hast Du vorrangig in der 2. Mannschaft gespielt, warst jedoch zugleich Bestandteil des Bundesliga-Kaders. Woraus konntest Du für Deine Entwicklung als Spieler mehr mitnehmen und ziehen? Als Aktiver im zweiten Team, oder aber beispielsweise im Training mit den erfahrenen Profis?
Malo: Das Training mit der 1. Mannschaft hat mich definitiv weitergebracht. Das Niveau war dank der zahlreichen Nationalspieler in jeder Einheit extrem hoch. Und Coach Pesic war ein hervorragender Trainer für mich. Das gilt aber auch für Felix Czerny, den ich ja auch schon aus Urspring kannte.
Tobias: Du kennst die Bundesliga und auch die Regionalliga – wie würdest Du den Unterschied zwischen beiden Ligen beschreiben? Worin unterscheiden sich hierbei beispielsweise das Training oder aber auch das Herangehen an eine Partie? Wie verhält es sich mit dem Druck auf den jeweiligen Spieler?
Malo: Die Unterschiede beginnen schon bei der Vorbereitung auf den Gegner und auf die jeweilige Partie. Diese verläuft in der Bundesliga viel intensiver. Gespielt wird dann natürlich auch schneller und athletischer. Entscheidungen auf dem Feld müssen viel schneller getroffen werden, es gibt kaum Momente zum Durchatmen. Ich persönlich habe mit 20 meinen Profivertrag unterschrieben und da war der Druck schon spürbar. Der Anspruch ist sehr hoch und das merkt man als Spieler in der Bundesliga auch.
Tobias: Du hast bereits Deinen Abschied von den Bayern erklärt. Doch war es für Dich eine große Umstellung die Bayern zu verlassen und anschließend für ein weniger bekanntes Team aufzulaufen? Oder half Dir hierbei der Umstand, dass Du bereits in Bayerns 2. Mannschaft entsprechende Gegner kanntest?
Malo: Es hat sicher geholfen, dass ich mich in der Regionalliga schon auskannte. Aber es war schon eine enorme Umstellung, eines der bekanntesten Teams Deutschlands mit dieser extrem großen Fanbasis zu verlassen. Für mich war das aber nicht wichtig, denn ich wollte mich auf meine Ausbildung konzentrieren.
Tobias: Bei Deiner letzten Station in Bad Aibling hast Du ein sehr gutes Allround Game mit 17,8 Punkten, 6,3 Rebounds und 5,3 Assists pro Partie gezeigt. Hast Du Dir persönliche Ziele für Deine Zeit in Nürnberg gesetzt? Hast Du mit den Verantwortlichen zudem bereits über Deine Rolle bzw. über ihre Erwartungen an Dich als Spieler gesprochen?
Malo: Persönlich halte ich die Playoffs für ein sehr realistisches Ziel. Ich habe mir vorgenommen, das, was ich in der Regionalliga gemacht habe, jetzt auf ProA-Niveau abzuliefern, was sicher seine Zeit brauchen wird. Ich rede viel mit unserem Coach und möchte der Mannschaft mit meiner Vielseitigkeit helfen, gut rebounden, hart verteidigen und ein guter Teamplayer sein.
Tobias: Dein Spiel wurde immer als ein sehr gutes Allround Game beschrieben. Experten sagen von Dir, dass Du hart arbeitest, einen guten Distanzwurf besitzt und zudem sehr gut verteidigen kannst. Was würdest Du in Deinem Spiel selbst als die größte Stärke sehen? Und wo hast du deiner Ansicht nach noch Potential zur Verbesserung?
Malo: Meine größte Stärke ist glaube ich, mein Wille, nicht verlieren zu wollen und es nicht zuzulassen, dass jemand gegen mich scored. Das treibt mich an. Wenn es um meine Schwächen geht, bin ich manchmal wohl zu „verkopft“ und mache mir selbst zu viel Druck.
Tobias: Wie bereits angesprochen, kennst Du die Basketball Bundesliga aus Deiner Vergangenheit. Ist es Dein Antrieb hierbei auch mittelfristig wieder einem Team in der Bundesliga anzugehören, oder gilt es sich erst einmal auf das Niveau der ProA einzustellen und sich entsprechend zu entwickeln?
Malo: Also meine 1. Priorität sind die Nürnberg Falcons. Ich möchte so schnell wie möglich in der ProA ankommen und mich hier etablieren. Langfristig will ich natürlich wieder in die 1. Bundesliga. Wer will das nicht? 2014 war ich Teil der Meistermannschaft, ohne wirklich viel gespielt zu haben. Aber die ganze Saison, die Prozedur, der Titelgewinn… Das will man schon noch mal erleben.
Tobias: Lass uns einen Blick auf die Spielzeit 2017/2018 werfen. RASTA Vechta stieg sportlich ab und Phoenix Hagen ist dabei einen Neuanfang nach absolvierter Insolvenz zu bestreiten. Sind dies Deiner Meinung nach die Teams, auf die es in der kommenden Saison zu achten gilt in Sachen Aufstieg? Oder wen sollte der Fan und Beobachter auf der Rechnung haben?
Malo: Ich muss ganz ehrlich sagen, dass ich mich bisher mit den anderen Teams nicht so intensiv beschäftigt habe. Mein Hauptaugenmerk liegt auf den Falcons. Wir machen unser Ding und nehmen jeden Gegner, wie er kommt. Es wird garantiert einige Überraschungen geben – positive und negative!
Tobias: Bleiben wir bei den Falcons. In der letzten Saison hat Dein neues Team lange um den Fortbestand gekämpft und am Ende mit dem frühzeitig gesicherten Klassenerhalt ein tolles Resultat erzielt. Welches Ziel würdest Du für die Nürnberg Falcons in der neuen ProA Spielzeit ausgeben?
Malo: Wie zuvor bereits erwähnt, die Playoffs sind meiner Meinung nach auf jeden Fall drin.
Tobias: Malo, Du bist als sehr leidenschaftlicher Sportler bekannt. Neben Basketball und Golf gehören auch Snowboarden, Skaten, Tennis oder Surfen zu Deinen Lieblingssportarten. Wie kam es zur ersten Begegnung mit dem Basketball und wann reifte in Dir der Entschluss, es als Profi versuchen zu wollen?
Malo: Mit 13 habe ich zum ersten Mal Basketball gespielt und der DJK Waldram war mein erster Verein. Der Rest ist Geschichte. Ich habe in der Folgezeit dann bewusst Entscheidungen getroffen, die mir geholfen haben, als Basketballer besser zu werden. Amerika, Urspring, Bayern – und jetzt beginnt in Nürnberg ein neues Kapitel für mich.
Tobias: In Deiner Familie gibt es mit Reporterlegende Harry Valerien einen sehr bekannten Namen. Stimmt es, dass Dein Opa Dir auch das Golfen näher gebracht hat? Und wie hat sich dies ergeben?
Malo: Ja, als ich vier Jahre alt war, hat er mich zum Golf mitgenommen und meine Begeisterung dafür geweckt. Das gilt auch für meine Schwester. Mittlerweile spiele ich circa fünfmal pro Jahr, je nachdem, wie es die Zeit zulässt und erlaubt.
Tobias: Als Basketballer trainierst Du sehr oft und hart. Ist Golf dabei für Dich der ideale Ausgleich um abzuschalten und auf andere Gedanken zu kommen bzw. um neue Kräfte sammeln zu können?
Malo: Da ich nur ab und zu spiele, ist Golf nur ein ganz kleiner Teil. Ich betreibe noch viele andere Sportarten, mache Yoga und versuche so, einen regelmäßigen Ausgleich zu haben.
Tobias: Zu guter letzt – was wünscht Du dem Nürnberger Basketball für die kommende Saison uns aus welchem Grund sollten Nürnbergs Sportfans unbedingt eines der Heimspiele der Falcons besuchen?
Malo: Dem Nürnberger Basketball wünsche ich eine Saison mit möglichst wenigen Verletzungen, die sich im April in den Playoffs fortsetzt. Die Fans sollen wissen, dass wir ein Team sind, das mit viel Herz spielen wird und wer Basketball liebt, der wird auch die Auftritte unserer jungen Mannschaft lieben. So viel ist sicher.
An dieser Stelle ein großes Dankeschön an die Nürnberg Falcons und Malo Valérien für das Zustandekommen dieses Interviews. Viel Glück und Erfolg in der Spielzeit 2017/2018 in der 2. Basketball-Bundesliga!