In diesem Sommer findet die Basketball-Weltmeisterschaft in China statt. Vom 31. August bis zum Endspiel am 15. September 2019 kämpfen 32 Nationen in der Volksrepublik um den Titel des Weltmeisters. Bundestrainer Henrik Rödl hat für den deutschen Kader eine Menge an Optionen aus international erfahrenen und erprobten Spielern zur Auswahl. Wir möchten euch die möglichen Kandidaten des Kaders des Deutschen Basketball Bundes (DBB) vorstellen.
Den Anfang macht dabei Combo-Guard Maodo Lo vom FC Bayern Basketball. Der Spielmacher war bei den vergangenen beiden großen Turnieren – den Europameisterschaften 2015 und 2017 – bereits Teil der Nationalmannschaft. Dort konnte der Spieler des FCBB bei beiden Kontinentalmeisterschaften als Backup-Guard einen bleibenden Eindruck hinterlassen, weswegen der 26-Jährige auch in diesem Sommer wieder zu den Kandidaten für den Kader von Henrik Rödl zählen dürfte.
Maodo Lo verpasste die U-Auswahlmannschaften des DBB
Die Karriere des Aufbauspielers nahm nicht den typischen Weg eines künftigen Profi-Basketballers. Der 26-Jährige, in Berlin geborene Junge eines senegalesischen Vaters und einer deutschen Mutter, begann mit zwölf Jahren relativ spät mit dem professionellen Basketballspielen. In der NBBL, der Nachwuchsbasketballbundesliga, lief der Guard für die sogenannten „Central Hoops“ – eine Kooperation seines Vereins DBV Charlottenburg mit weiteren Berliner Vereinen – auf. Mit der Juniorenmannschaft verpasste der aktuelle Akteur des FCBB den großen Wurf und schied jeweils vorzeitig in der ersten Runde der Playoffs aus. Lo verpasste zudem eine Nominierung für eine der U-Auswahlmannschaften des DBB. Zu einem späteren Zeitpunkt in der Karriere des aktuellen Münchners kam die Nominierung für die Nationalmannschaft dann dafür umso überraschender.
Der Schritt in die USA kommt im richtigen Moment
Im Jahr 2011 entschied sich der spätere deutsche Meister zum Schritt in die Vereinigten Staaten. Dort verbrachte der 26-Jährige zunächst ein Vorbereitungsjahr, in welchem sich der junge Aufbauspieler für ein Sport-Stipendium an der Columbia University in Manhattan empfehlen konnte. Somit erfüllte sich für Maodo Lo ein Traum und ab 2012 konnte der gebürtige Berliner für die Hochschulmannschaft der Columbia University auflaufen. In seinem ersten Jahr in der NCAA konnte sich der Freshman gleich in die Starting Five seiner Mannschaft spielen. Den Lions, mit dem deutschen Maodo Lo, gelang jedoch keine Qualifikation für das populäre und prestigeträchtige NCAA Division I Basketball Championship-Turnier.
Dennoch konnte der damals 23-Jährige noch einen Titel mit seiner Universität gewinnen. Beim CIT – dem CollegeInsider-Tournament – führte Lo seine Mannschaft zum ersten Titel eines Teams von der Columbia University und wurde als MVP des Turniers ausgezeichnet. Zum Ende seines Studiums im selben Jahr meldete sich der Spielmacher für den NBA-Draft an, wurde dabei jedoch nicht berücksichtigt. Infolgedessen entschied sich der 1,91m große Guard für eine Rückkehr nach Deutschland und unterschrieb einen langfristigen Vertrag beim Serienmeister Brose Bamberg.
Zwei erfolgreiche Jahre in Bamberg
Bei Brose Bamberg verbrachte der Absolvent der Columbia University zwei erfolgreiche Jahre. Bereits in seiner ersten Saison als Profi konnte der Guard mit seinen Teamkollegen das Double, bestehend aus der deutschen Meisterschaft und dem deutschen Pokal, gewinnen. Ebenso durfte Lo sein Können in der Turkish Airlines Euroleague unter Beweis stellen und in der Königsklasse des europäischen Basketballs auflaufen. Die Bamberger Mannschaft war zu dieser Saison mit vielen starken Akteuren besetzt. Für Brose Bamberg spielten unter anderem Fabien Causeur, Darius Miller, Janis Strelnieks, Nicolo Melli und der deutsche Daniel Theis. Dieses Team konnte in der nationalen Liga dominieren und sich souverän die Meisterschaft sichern.
Zur Saison 2017/18 verließen infolge der starken Saison der Oberfranken viele Leistungsträger den Verein und es kam zum Umbruch in Bamberg. Nach sieben Meistertiteln in acht Jahren entthronte der FC Bayern Basketball die Bamberger. Diese leiteten damit den endgültigen Umbruch und die Neuausrichtung des Vereins ein. Als Resultat dieses Umbruchs verließ Maodo Lo nach zwei Jahren Brose Bamberg und schloss sich dem FC Bayern Basketball an. In seinen beiden Jahren im Trikot der Oberfranken legte der Aufbauspieler im Durchschnitt 7,9 Punkte, 2,2 Assists und 1,8 Rebounds pro Begegnung auf.
Die erste Saison in der bayerischen Landeshauptstadt
Beim FC Bayern Basketball hatte der Guard erneut die Möglichkeit in der Turkish Airlines Euroleague aufzulaufen. Im höchsten europäischen Vereinswettbewerb gelang den Münchnern eine historische Saison. Als erste deutsche Mannschaft standen am Ende der Hauptrunde 14 Siege auf dem Konto, was einen Rekord in der Euroleague darstellte. Zudem verpasste der deutsche Meister nur knapp die erstmalige Qualifikation für die Euroleague-Playoffs. In Europas Spitzenklasse wirkte Maodo Lo in 29 von 30 möglichen Spielen mit und nahm bereits eine wichtige Rolle bei den Münchnern ein. In knapp 18 Minuten Spielzeit pro Partie legte der Combo-Guard durchschnittlich 6,7 Punkte, 1,9 Assists, 1,5 Rebounds und 1,0 Steals auf.
Nicht nur auf europäischer Ebene, sondern auch in der nationalen Liga, wussten Maodo Lo und seine Teamkameraden zu überzeugen. Trotz der hohen Belastung durch die Euroleague, spielte das Team aus der bayerischen Landeshauptstadt eine souveräne Hauptrunde, in welcher am Schluss der erste Platz zu Buche stand. In seiner ersten Saison im Trikot des FCBB knüpfte der gebürtige Berliner statistisch gesehen an die Leistungen aus der Bamberger Zeit an. 7,1 Punkte, 2,9 Assists und 1,6 Rebounds (Stand: 8. Mai 2019) erzielt der Spielmacher im Durchschnitt pro Partie in der easyCredit BBL.
Erste überraschende Nominierung für die Nationalmannschaft
Bereits im Jahr 2014 wurde Maodo Lo, für viele völlig überraschend, in den Kader der deutschen Basketball Nationalmannschaft berufen. Der damalige Bundestrainer Emir Mutapcic nominierte den damals 21-Jährigen für die Vorbereitung auf die Qualifikation der Europameisterschaft. Insgesamt verbuchte der Aufbauspieler in dieser Phase acht Einsätze in Freundschaftsspielen und beim Basketball-Supercup. Jedoch wurde Maodo Lo kurz vor dem Start der EM-Qualifikation wieder aus dem Kader gestrichen.
2015 war es dann soweit. Chris Fleming, Bundestrainer zur EM 2015, entschied sich, den damaligen College-Spieler in den endgültigen EM-Kader zu berufen. Bei der Europameisterschaft kam Lo in fünf Spielen zum Einsatz, in welchen der Guard im Durchschnitt 4,6 Punkte, 1,2 Rebounds und 1,2 Assists pro Partie auflegte. Ab diesem Zeitpunkt war der heute mehrmalige deutsche Meister nicht mehr aus dem Kader des DBB wegzudenken. Aus diesem Grund war Maodo Lo Teil des Kaders der EuroBasket 2017, bei der die deutsche Nationalmannschaft das beste Ergebnis seit zehn Jahren erzielen konnte. Erst im Viertelfinale scheiterte die Mannschaft des DBB am Titelverteidiger aus Spanien. Lo wirkte bei der EM 2017 im Durchschnitt 21 Minuten pro Partie mit und erzielte dabei durchschnittlich 4,9 Punkte.
Seine Geschwindigkeit zeichnet Maodo Lo aus
Auf dem Feld nimmt der Spielmacher oft eine wichtige Rolle ein. Sowohl im Verein, als bisher auch in der Nationalmannschaft kommt der Combo-Guard als Energizer von der Bank und soll dabei wichtige Akzente setzen. Die Spielweise des Münchners zeichnet sich vor allem durch den ersten schnellen Schritt aus. Zusammen mit seiner Geschwindigkeit ist es Lo somit möglich, an seinem Gegenspieler vorbeizuziehen und Richtung Korb zu penetrieren. Durch das Schlagen des ersten Verteidigers schafft der Aufbauspieler außerdem Räume für seine Kollegen, die dadurch offenere Würfe bekommen.
An guten Tagen strahlt der Spielmacher auch von außen eine große Gefahr für den Gegner aus. Wenn sein Dreier fällt, hat Lo noch mehr Möglichkeiten auf dem Feld, da sein Gegenspieler noch näher am Mann verteidigt, was seinen Zug zum Korb wiederum vereinfacht. Durch seine Spielweise mit viel Einsatz, Herzblut und Energie ist Maodo Lo auch in der Verteidigung ein lästiger Gegenspieler, der durch seine schnellen Hände den ein oder anderen Ball erobern kann. Durch diese Steals ermöglicht der Combo-Guard seiner Mannschaft einfache Transition-Punkte und sorgt damit für wichtige Entlastung in der Defensive.
Die mögliche Rolle des 26-Jährigen im Dress des DBB
Bisher überzeugte der gebürtige Berliner in den Spielen mit dem Adler auf der Brust. Möchte die Nationalmannschaft bei dieser Weltmeisterschaft ein gutes Turnier spielen und weit kommen, könnte die Leistung von Maodo Lo durchaus entscheidend sein. Als möglicher Backup von Starspieler Dennis Schröder würde es an ihm und den anderen Guards im Kader liegen, dem Spieler der Oklahoma City Thunder wichtige Pausen zu verschaffen.
Darüberhinaus ist es dem Spieler des FCBB durch seinen hohen Einsatz auf dem Court möglich seine Teamkollegen mitzureißen. Der Spielmacher erledigt viele Dinge auf dem Spielfeld, welche im Statistikbogen nicht erscheinen. Das würde ihn für die Nationalmannschaft wichtig machen und Maodo Lo könnte in knappen Spielen zum möglichen X-Faktor werden. In seinen bisherigen Turnieren nahm der Aufbauspieler die Rolle des Backup sehr gut an und zeigte starke Leistungen im Dress des DBB. Daher ist es gut vorstellbar, dass Nationaltrainer Henrik Rödl auch bei der anstehenden Weltmeisterschaft nicht auf den Guard verzichtet und diesen in den Kader beruft.