Vom 31. August bis zum 15. September 2019 steht die Basketball-Weltmeisterschaft in China auf dem Programm. Die deutsche Basketballnationalmannschaft startet am 1. September 2019 in die diesjährige Weltmeisterschaft. Die Mannschaft von Bundestrainer Henrik Rödl spielt ihre Gruppenphase gegen Frankreich, Jordanien und die Dominikanischen Republik in der Gruppe G in Shenzhen. Am ersten Spieltag wartet auf Dennis Schröder & Co wahrscheinlich bereits der stärkste Gruppengegner. Die Auswahl des DBB trifft auf das französische Nationalteam.
Frankreichs Nationalteam dominiert auf kontinentaler Ebene
Die französische Nationalmannschaft wurde bereits 1933 gegründet. In den ersten Jahren nach der Gründung feierte das Basketballteam aus dem Nachbarland erste größere Erfolge. Es standen unter anderem die erste Teilnahme an Europameisterschaften (1935) und an den Olympischen Spielen (1936) an. Bis zum heutigen Zeitpunkt nahmen die Franzosen an 36 kontinentalen Meisterschaften, acht Olympischen Spielen und sechs Weltmeisterschaften teil. Eine sehr erfolgreiche Ära waren die Jahre rund um 1950. In dieser Zeit gewann das französische Nationalteam fünf Medaillen bei Europameisterschaften und sensationell Silber bei Olympia 1949. Die nächste große Ära wurde mit dem ehemaligen NBA-Superstar Tony Parker eingeläutet. Unter seiner Führung gelang der Mannschaft der bisher größte Erfolg. Die Franzosen konnten die Kontinentalmeisterschaften 2013 für sich entscheiden und sich somit zum Europameister küren. Zudem gewann die Auswahl in der Parker-Ära noch zwei EM-Bronze-Medaillen (2005 und 2015) und eine EM-Silber-Medaille (2011).
Das beste WM-Ergebnis bei der letzten Weltmeisterschaft
Obwohl die Mannschaft mit dem Hahn auf den Trikots bei Europameisterschaften regelmäßig gute Turnierleistungen zeigte, wollte der große Wurf bei Weltmeisterschaften nie wirklich gelingen. Bis zur Weltmeisterschaft 2014 in Spanien. Die Franzosen, die als Europameister zur WM anreisten, gingen als Mitfavorit in das Turnier. Das Team gespickt mit NBA-Spielern spielte eine mäßige Vorrunde, konnte sich im Laufe der WM aber steigern. Im Achtelfinale unterlag Kroatien mit 64:69 der französischen Nationalmannschaft. In der Runde der besten Acht traf der EM-Sieger von 2013 auf Gastgeber Spanien und konnte sich mit 65:52 durchsetzen. Das Halbfinale war ein europäisches Duell. Frankreich gegen Serbien, in welchem sich das Team vom Balkan mit 90:85 das Finalticket sichern konnte. Für den Europameister blieb das Spiel um Platz 3. Gegen Litauen triumphierte die Mannschaft mit 95:93 und sicherte sich damit die erste Medaille bei Weltmeisterschaften. Die beste Platzierung vor dem Gewinn von Bronze 2014, war ein vierter Platz bei den Weltmeisterschaften 1954 in Brasilien.
Der Weg nach China für Frankreich
Die Franzosen qualifizierten sich letztlich souverän für die Weltmeisterschaft. In der Vorrundengruppe E gab sich die Mannschaft keine Blöße und ging aus der Gruppe mit Belgien, Bosnien & Herzegowina und Russland mit sechs Siegen aus sechs Spielen als Sieger hervor. In der Hauptrundengruppe K dominierte der Europameister von 2013 ebenfalls und qualifizierte sich als Gruppensieger mit zehn Siegen und lediglich zwei Niederlagen vor den Nationalteams aus Russland und Tschechien, welche ebenfalls in China dabei sind.
Die besten Akteure in der Qualifikation
Während der Qualifikation war Mathias Lessort der konstanteste und dominanteste Akteur der französischen Auswahl. Der Center erzielte im Durchschnitt 10,7 Punkte und 7,2 Rebounds pro Partie. Dabei fiel vor allem der starke Wert von 2,5 Offensivrebounds auf. Der bullige 2,06m Big Man überpowert seine Gegenspieler und stellt am Brett für viele ein Problem dar. Die Fans von ALBA BERLIN konnten sich bereits in der Spielzeit 2018/19 von den Leistungen des erst 23-Jährigen überzeugen. Im Rahmen des 7DAYS EuroCup trafen die Berliner im Viertelfinale auf Unicaja Malaga rund um Lessort. In der Serie legte der Center durchschnittlich 15,7 Punkte und 6,0 Rebounds pro Begegnung auf und war für die Mannschaft von ALBA teils schwer zu verteidigen. Durch die starken Leistungen in der Qualifikation ist die Neuverpflichtung des FC Bayern Basketball auch ein Kandidat für den endgültigen Kader von Headcoach Vincent Collet.
Während der Qualifikation erhielt Mathias Lessort von Paul Lacombe Unterstützung. Der Small Forward in Diensten von AS Monaco Basket spielte für sein Heimatland stark auf. Der 28-Jährige überzeugte durch sein solides All-Around-Game. Der Flügelspieler legte durchschnittlich 9,8 Punkte, 3,5 Rebounds und 2,5 Assists pro Begegnung auf.
Die möglichen Kandidaten für den Kader – Verstärkungen aus NBA und EuroLeague
Die französische Mannschaft kann bei der anstehenden Weltmeisterschaft auf zahlreiche ihrer NBA-Stars zurückgreifen. Unter anderem gaben Evan Fournier (Orlando Magic) und Nicolas Batum (Charlotte Hornets) ihr Interesse an einer Teilnahme bekannt. Neben den beiden Forwards gab Frankreichs Superstar Rudy Gobert bereits seine Zusage für das Turnier.
Der Center von den Utah Jazz ist der designierte Nachfolger von Tony Parker und soll das Nationalteam zu tollen Ergebnissen führen. Der 26-Jährige hat sich in den letzten Jahren zu einem der besten Verteidiger der Welt entwickelt. Der Big Man stand 2017, 2018 und 2019 im NBA All-Defensive First Team und wurde in den letzten beiden Jahren zum Defensive Player of the Year in der NBA ernannt. Auch in der Spielzeit 2018/19 legte Gobert starke Zahlen auf. 15,9 Punkte, 12,9 Rebounds und 2,0 Assists im Durchschnitt pro Partie standen im Boxscore des Superstars. Der Erfolg der Franzosen steht und fällt mit der Leistung Rudy Goberts. Wenn es der 26-Jährige im Spiel schafft den eigenen Korb zu beschützen, spielt die französische Auswahl erfolgreich. Mit der individuellen offensiven Qualität und einer starken Defensive rund um ihr Aushängeschild stellen die Franzosen für jeden Gegner ein schwieriges Matchup dar. Der Center möchte bei dieser Weltmeisterschaft nach der Parker-Ära eine Gobert-Ära einleiten.
Neben den NBA-Stars Fournier, Batum und Gobert kann Nationaltrainer Vincent Collet auch auf eine große Auswahl an Akteuren aus der Turkish Airlines EuroLeague zurückgreifen. Vincent Poirier (ab kommender Saison bei den Boston Celtics), Fabien Causeur (Real Madrid) oder auch Nando de Colo (Fenerbahce Beko Istanbul) stehen mit Sicherheit auf der Liste von Collet.
Vor allem letzterer ist vielen Fans weltweit ein Begriff. Nando de Colo ist einer der besten Guards, der je in Europa aufgelaufen ist. In der Zeit von 2012 bis 2014 war der 31-Jährige bei den San Antonio Spurs in der NBA aktiv, bevor 2014 der Wechsel zu CSKA in die Hauptstadt Russland erfolgte. In Russland spielte der Guard im Jahr 2016 seine individuell beste Saison. EuroLeague Champion, EuroLeague MVP, EuroLeague Final Four MVP, Alphonso Ford EuroLeague Top Scorer, All-EuroLeague First Team, All-Europe Player of the Year, VTB United League Champion, VTB United League MVP und weitere Auszeichnungen erhielt de Colo im Jahr 2016 und war zu diesem Zeitpunkt der beste Basketballer außerhalb der NBA. Doch auch in dieser Spielzeit 2018/19 überzeugt der französische Nationalspieler in der Turkish Airlines EuroLeague. Im Durchschnitt steht der 31-Jährige knapp 24 Minuten pro Partie auf dem Feld und erzielt dabei in Europas Königsklasse 14,5 Punkte, 3,4 Assists und 2,4 Rebounds (Stand: 12. Mai 2019). CSKA Moscow rund um Nando de Colo qualifizierte sich in dieser Saison erneut für das Final Four der EuroLeague. Aufgrund der starken Leistungen im höchsten europäischen Wettbewerb wurde der Guard ins All-EuroLeague Second Team gewählt. Die Leistung de Colos bei der im Sommer anstehenden Weltmeisterschaft wird für den Erfolg der Franzosen mitentscheidend sein. Der Guard gehört immer noch zu den besten Spielern außerhalb der NBA und kann Begegnungen alleine entscheiden. Speziell das Zusammenspiel mit Superstar Rudy Gobert wird für viele Mannschaften schwer zu verteidigen sein. Durch die Tiefe im französischen Kader ist es Nationaltrainer Vincent Collet außerdem möglich, dem 31-Jährigen wichtige Pausen zu verschaffen, so dass dieser in den entscheidenden Szenen auf dem Parkett steht.
Einschätzung der Möglichkeiten Frankreichs im Duell gegen Deutschland
Bereits am ersten Spieltag im Shenzhen Universiade Sports Centre könnte es im Duell von Frankreich gegen Deutschland um den Gruppensieg in der Vorrundengruppe G gehen. Beide Mannschaften gelten als klare Favoriten auf ein Weiterkommen, da die Dominikanische Republik und das Nationalteam aus Jordanien nicht so stark eingeschätzt werden, wie die beiden europäischen Vertreter. In der Partie der beiden Nachbarländer wird es auf Kleinigkeiten ankommen, die schlussendlich entscheidend sein werden. Deutschland könnte dabei der psychologische Vorteil in die Karten spielen. Die Franzosen taten sich bei den letzten Aufeinandertreffen bei großen Turnieren gegen die deutsche Auswahl meist schwer. Bei der Europameisterschaft 2017 scheiterte der Europameister von 2013 im Achtelfinale mit 84:81 an Deutschland. Ebenso setzte es beim Titelgewinn 2013 eine überraschende Pleite gegen die Deutschen. Beim damaligen Vorrundenauftakt unterlagen Frankreichs Superstars mit 74:80 der deutschen Auswahl. Die Fans erwartet somit gleich am 1. September 2019 eine hochklassige und spannende Begegnung. Auf dem Papier stellen die Franzosen in der Breite einen etwas qualitativ stärkeren Kader. In der Spitze braucht sich die deutsche Nationalmannschaft jedoch im Vergleich mit dem Nachbarn nicht zu verstecken. Der Ausgang der Partie könnte bereits mitentscheidend für den weiteren Verlauf im Turnier sein, da die Gruppe in der Zwischenrunde als stark prognostiziert wird und daher jeder Sieg wichtig ist, möchte man die Chance auf das Viertelfinale wahren.