Vom 31. August bis zum 15. September steigt in diesem Jahr die Basketball-Weltmeisterschaft in der Volksrepublik China. Die deutsche Auswahl von Bundestrainer Henrik Rödl bestreitet die erste Runde in Gruppe G in Shenzhen. Dennis Schröder & Co. treffen dabei auf Frankreich, Jordanien und die Dominikanische Republik. Doch auch die anderen Vorrundengruppen versprechen den Fans spannende und aufregende Partien.
Die vielleicht ausgeglichenste und offenste Vorrundengruppe wird in Dongguan ausgetragen. In Gruppe H, deren Spiele im Dongfeng Nissan Cultural and Sports Centre ausgetragen werden, wird bereits einer der Geheimfavoriten auf den WM-Titel vorzeitig die Segel streichen müssen. Ab dem 1. September kämpfen die Nationalmannschaften aus Kanada, dem Senegal, Litauen und Australien, um die zwei Tickets für die nächste Runde. Auch die Delegation des DBB wird mit einem Auge auf diese Gruppe schielen. Denn im Falle der Qualifikation für die zweite Runde trifft Henrik Rödl mit seiner Mannschaft auf die beiden Erstplatzierten der Gruppe H.
Kanada – das gleiche Schicksal wie Team USA
Die Kanadier hätten einen der vielversprechendsten Kader bei der diesjährigen Weltmeisterschaft stellen können. Der kanadische Nationaltrainer Nick Nurse, der in der vergangenen Saison 2018/19 die Toronto Raptors zu ihrer ersten NBA-Championship geführt hatte, konnte jedoch im Rahmen der Nominierung des Kaders auf einige qualitativ starke Akteure aus der NBA und der Turkish Airlines EuroLeague nicht zurückgreifen. Der 52-jährige Cheftrainer muss in China auf seine Stars Jamal Murray (Denver Nuggets), RJ Barrett (New York Knicks), Kelly Olynyk (Miami Heat), Andrew Wiggins (Minnesota Timberwolves), Nik Stauskas (KIROLBET Baskonia Vitoria-Gasteiz) und Aaron Doornekamp (Valencia BC) verzichten.
Durch den Ausfall der kanadischen Topstars werden nun die Veteranen Cory Joseph (Sacramento Kings), Khem Birch (Orlando Magic) und Kevin Pangos (FC Barcelona Lassa) das Team auf und abseits des Feldes anführen. Die Kanadier galten lange als eines der heißesten Teams für die bevorstehende Weltmeisterschaft. Jedoch ereilte dem kanadischen Verband das gleiche Schicksal, wie dem Nachbarn aus den USA. Die Aushängeschilder Kanadas werden in der Volksrepublik nicht auf dem Parkett stehen und die Chancen auf ein langes Turnier für Nick Nurse und seine Mannschaft schmälern.
Auch viele Fans der easyCredit BBL – speziell der FRAPORT SKYLINERS – werden einen genaueren Blick auf die kanadische Auswahl werfen. Gordon Herbert, Headcoach der SKYLINERS, wird in China als Assistant Coach von Nick Nurse fungieren. Und so verwundert es nicht, dass mit Phil Scrubb (Zenit St Petersburg) und Brady Heslip (Besiktas Sompo Sigorta) zwei Akteure im Kader Kanadas stehen, die sich in ihrer Karriere bereits das Frankfurter Trikot übergestreift haben.
Senegal – der krasse Außenseiter in der Gruppe
Bereits vor dem ersten Spieltag weiß die Nationalmannschaft des Senegals um ihre Rolle in der Gruppe H. Die Afrikaner gehen als krasser Außenseiter in die Duelle mit Litauen, Australien und Kanada. Doch Nationaltrainer Porfirio Fisac und seine Mannschaft kennen ihre kleine Chance. Die Gruppe ist so offen, dass von den großen drei Namen jeder Jeden schlagen kann. Darin liegt die Chance für den Senegal. Mit einem Überraschungssieg am ersten Spieltag könnte die Mannschaft aus Westafrika großen Druck auf die anderen Nationen aufbauen und die Tür für die zweite Runde etwas aufstoßen.
Der senegalesischen Nationalmannschaft ereilt die gleiche Problematik, wie so viele Teams bei diesem Turnier. Die Topstars werden nicht im Nationaldress auf dem Feld stehen. Der eigentliche Anführer der Truppe wäre NBA-Profi Gorgui Dieng gewesen. Der Center der Minnesota Timberwolves legte in der zurückliegenden Spielzeit 2018/19 solide Statistiken in der besten Liga der Welt auf. Der 29-Jährige kam im Durchschnitt auf 6,4 Punkte, 4,1 Rebounds und 0,9 Assists pro Partie. Die Erfahrung des Big Man wird der Mannschaft von Cheftrainer Porfirio Fisac fehlen. Auch die Sensation der diesjährigen NBA Summer League wird bei der Weltmeisterschaft nicht an den Start gehen. Gemeint ist der 230(!) cm große Center Tacko Fall. Der 23-jährige Hüne verdiente sich einen Vertrag bei den Boston Celtics und wird dort in der kommenden Saison für Furore sorgen.
Durch den Ausfall von Dieng und Fall wird nun Mouhammad Faye als Leader des Teams agieren. Der 33-Jährige stand in der vergangenen Saison für Crvena Zvezda mts Belgrade im 7DAYS EuroCup auf dem Parkett. Dabei legte der Forward durchschnittlich 8,2 Punkte, 6,9 Rebounds und 1,6 Assists pro Begegnung auf. Die Verantwortlichen in der serbischen Hauptstadt waren mit den Leistungen des senegalesischen Nationalspielers so zufrieden, dass sein Vertrag verlängert wurde. Damit bekommt der Flügelspieler in der kommenden Spielzeit 2019/20 die Chance in der Turkish Airlines EuroLeague aufzulaufen. In China wird Mouhammad Faye seine Qualitäten als Anführer unter Beweis stellen können beziehungsweise müssen.
Litauen – der letzte große Angriff einer eingespielten Truppe
Die Litauer gelten bei fast jedem großen Turnier als (Geheim-) Favorit auf eine Medaille. Auch bei dieser Weltmeisterschaft reisen die Männer aus dem Baltikum mit großen Ambitionen nach China. Nationaltrainer Dainius Adomaitis hat einen eingespielten Kader zur Verfügung, der zum letzten großen Angriff blasen will. Das Gerüst Litauens besteht aus erfahrenen Akteuren aus der Turkish Airlines EuroLeague. So stehen unter anderem Paulius Jankunas, Marius Grigonis, Edgaras Ulanovas, Lukas Lekavicius (alle Zalgiris Kaunas) und Mindaugas Kuzminskas (Olympiacos Piraeus) in der Auswahl von Adomaitis.
Die beiden Stars der litauischen Nationalmannschaft stehen in der NBA unter Vertrag und bilden einen der gefährlichsten Frontcourts bei diesem Turnier. Zum einen wäre da Jonas Valanciunas. Der Center wurde im Laufe der vergangenen Saison 2018/19 von den Toronto Raptors zu den Memphis Grizzlies getradet. Der 27-Jährige zeigte in der zurückliegenden Spielzeit – trotz des Wechsels – starke Leistungen. Der fünfte Pick des Drafts von 2011 erzielte im Durchschnitt 15,6 Punkte, 8,6 Rebounds und 1,4 Assists pro Partie. Als Folge seiner starken Leistungen wurde der Big Man in der Free Agency mit einem neuen Vertrag bei den Grizzlies ausgestattet. Dieser bringt Valanciunas in den kommenden drei Jahren insgesamt 45 Millionen US-Dollar ein.
Der kongeniale Partner von Jonas Valanciunas im Frontcourt Litauens ist Domantas Sabonis, der Sohn der Basketballlegende Arvydas Sabonis. Der Power Forward erlebte in der Saison 2018/19 seinen großen Durchbruch in der National Basketball Association. Der 23-Jährige, der bei den Indiana Pacers unter Vertrag steht, mauserte sich zu einem der besten Bankspieler der Liga. Daher überraschte es auch nicht, dass Sabonis bei der Wahl zum Sixth Man of the Year den zweiten Platz belegte. Von der Bank kommend legte der litauische Basketballer des Jahres 2018 durchschnittlich 14,1 Punkte, 9,3 Rebounds und 2,9 Assists pro Begegnung auf.
Australien – der Ausfall von Ben Simmons wiegt schwer
In den vergangenen Wochen und Monaten galten die Australier lange als ein Medaillenkandidat. Das lag unter anderem daran, dass NBA-Superstar Ben Simmons frühzeitig seine Teilnahme an der WM bestätigte. Doch Mitte Juli entschied sich der 23-Jährige um. Der Point Guard von den Philadelphia 76ers möchte sich in der Offseason in der Stadt der brüderlichen Liebe auf die anstehende Spielzeit 2019/20 vorbereiten und verzichtet aus diesem Grund auf die diesjährige Weltmeisterschaft. Der Ausfall des Superstars wiegt schwer für Australien, denn die Qualitäten des Spielmachers sind unbestritten. Ben Simmons erzielte in der vergangenen Saison 2018/19 im Durchschnitt 16,9 Punkte, 8,8 Rebounds und 7,7 Assists pro Begegnung und wurde erstmals in das NBA All-Star Team berufen.
Jedoch braucht sich die Mannschaft von Nationaltrainer Andrej Lemanis nicht vor den anderen Nationen zu verstecken. Die „Boomers“ schicken trotz des Ausfalls des Gesichts ihrer Mannschaft eine schlagfertige Truppe ins Reich der Mitte. Die Australier besitzen eine breite Auswahl an erfahrenen NBA-Akteuren, die ihre Qualitäten in der besten Liga der Welt bereits unter Beweis gestellt haben. Andrew Bogut (zuletzt Golden State Warriors), Aron Baynes (Phoenix Suns), Patty Mills (San Antonio Spurs) oder Matthew Dellavedova (Cleveland Cavaliers) sind nur einige der bekannten Namen im Kader von Lemanis.
Das neue Gesicht der „Boomers“ ist nach dem Ausfall von Ben Simmons nun jemand anderes: Joe Ingles. Der 31-Jährige hat sich in den letzten Jahren zu einer festen Größe in der NBA entwickelt. Der Small Forward von den Utah Jazz gehört in Salt Lake City zu den absoluten Leistungsträgern. Der Flügelspieler kam in der Saison 2018/19 durchschnittlich auf 12,1 Punkte, 5,7 Assists und 4,0 Rebounds pro Partie. Dabei traf Ingles starke 39,1% seiner Dreipunktwürfe, eine Spezialität des 31-Jährigen. Im Zuge der Absage von Simmons wird der Small Forward eine größere Rolle in der Offensive von Australien übernehmen (müssen) und seine Mannschaft auf dem Feld anführen.