Die Corona-Krise hat dazu geführt, dass die BARMER 2. Basketball Bundesliga die Saison in der ProA vorzeitig beendet hat. Dies traf auch die Nürnberg Falcons, welche sich mitten im Kampf um die Playoff-Teilnahme befanden. Für uns hat sich Ralph Junge in seiner Funktion als Geschäftsführer der Nürnberg Falcons Zeit für ein Interview genommen. Dabei konnten wir nicht nur über die Auswirkungen der Corona-Krise und die Unterstützung der Nürnberger Fans in dieser Zeit sprechen, denn zudem wurde die Planung der bevorstehenden Spielzeit und die neue Spielstätte der Falcons thematisiert.
BBLProfis: Die Saison kam durch die Corona-Krise abrupt zu ihrem Ende. Die Hauptrunde konnte nicht abgeschlossen werden und somit fielen ebenfalls die Playoffs aus. Welche Auswirkungen haben sich hieraus für die Falcons wirtschaftlich ergeben? Waren beispielsweise mögliche Playoff-Einnahmen teil des Budgets?
Ralph Junge: Uns fehlen die Einnahmen der beiden Heimspiele gegen Leverkusen und Chemnitz. Insbesondere gegen die NINERS hätte uns alle ein Basketballfest zum Saisonabschluss erwartet mit mehreren Bussen voller Gästefans, die ihre Tickets bereits geordert hatten. Dieses Geld fehlt, wie bei anderen Teams auch. Bei einer Playoff-Teilnahme wäre sicher noch mindestens ein gut besuchtes Spiel am Airport hinzugekommen. Im Budget klafft deshalb natürlich eine Lücke. Auch können wir Sponsorenleistungen nicht wie vereinbart erfüllen.
BBLProfis: Aktuell kämpfen viele Teams um ihr finanzielles Überleben. Die Nürnberg Falcons verkaufen beispielsweise im Rahmen der Aktion #dontquit2020 so genannte Supporter bzw. VIP Supporter Tickets. Wie wird diese Aktion bislang von Seiten der Fans und Unterstützer angenommen? Sind weitere Initiativen ähnlich dieser in den kommenden Wochen und Monaten geplant?
Ralph Junge: Wir sind sehr stolz und glücklich darüber, wie groß die Hilfsbereitschaft bei unseren Fans ist – in der ganzen Republik oder auch im Ausland. Uns war und ist es bei dieser Aktion wichtig, dass es hier nicht nur um uns als Nürnberg Falcons geht, sondern dass unsere Partner dazugehören. Auch die machen eine schwere Zeit durch, diese hatten ebenfalls Einnahmeverluste durch die abgesagten Heimspiele, wie beispielsweise unser Caterer „Tucherhof“. #dontquit2020 soll noch bis zum 16. Mai laufen, dem regulären Ende der Saison 2019/2020. Wir versuchen bereits jetzt unsere Partner unabhängig von der Aktion zu unterstützen. Dies soll danach natürlich weitergehen. Wir wollen die Falcons Familie zusammenhalten, das ist vielleicht sinngemäß die „Initiative“, die sich durch die Zeit nach #dontquit2020 ziehen wird.
BBLProfis: Die aktuelle Situation führt nicht nur dazu, dass die Saison sportlich nicht beendet werden konnte. Die Planungen für die kommende Spielzeit werden ebenfalls erschwert. Kann ein Einblick auf den aktuellen Stand hinsichtlich der Planungen der Nürnberg Falcons für die Spielzeit 2020/2021 gegeben werden?
Ralph Junge: Wir werden an unserer Grundausrichtung nichts ändern. Im Mittelpunkt steht ein konkurrenzfähiger Kern aus deutschen Spielern, den wir auch in den Vorjahren hatten. Dieser muss möglichst schnell gebildet werden. Das Gros unserer deutschen Spieler aus dem Vorjahr wird dafür eine starke Basis sein. Hinzu käme mit Jackson Kent theoretisch ein erster Import. Man muss natürlich schauen, wie sich die nächsten Monate darstellen und ob sich nicht der ein oder andere deutsche Spieler dafür entscheidet, auf andere Art und Weise sein Geld zu verdienen als im Sport. Alle weiteren Planungen hängen dann natürlich vom Etat ab, der aktuell schwer einzuschätzen ist.
BBLProfis: Der Etat für die neue Spielzeit hängt natürlich teilweise von den zu erwartenden Zuschauereinnahmen ab. Es mehren sich die Stimmen, dass Sportveranstaltungen im Kalenderjahr 2020 auch im Herbst ohne Fans stattfinden könnten. Inwiefern beeinflusst dieser Ausblick die Planungen? Wäre es aus Sicht der Nürnberg Falcons, sofern die Gesundheit der Sportler und Mitarbeiter gewährleistet werden kann, wünschenswert, dass die kommende Spielzeit im September bzw. im Herbst beginnt? Oder wäre ein späterer Saisonstart zu wünschen, bei dem dann eventuell Zuschauer wieder dabei sein könnten.
Ralph Junge: Durch die Untersagung von Großveranstaltungen bis Ende August ist es in unseren Augen sehr wahrscheinlich, dass es vermutlich keinen regulären Saisonstart gegen kann. Dieser müsste dann im Oktober oder später erfolgen. Noch unklar ist außerdem ab wann und in welcher Form Testspiele abgehalten werden können. Zudem ist noch nicht geklärt, was genau eine Großveranstaltung ist. Eine klare Aussage kann zum jetzigen Zeitpunkt so nicht getroffen werden, was auch mit Einreisebeschränkungen und dergleichen zu tun hat. Sämtliche Planungen erfolgen momentan in einem luftleeren Raum, aber es ist essentiell nicht einfach dazusitzen und zu warten. Man muss vom reagieren langsam aber sicher wieder zum agieren zurückkehren. Durch das geteilte Lizenzierungsverfahren werden wir erst Anfang Juli wissen, welche Teams in der kommenden Saison ProA spielen, was sich wiederum auf den Dauerkartenverkauf auswirkt. Viele Fragezeichen also.
BBLProfis: Neben dem Geschehen auf dem Spielfeld gab es zuletzt auch reichlich Arbeit abseits des Courts, denn in Nürnberg wird eine neue Halle errichtet, in welcher die Falcons eine Heimat finden sollen. Wie wirkt sich hinsichtlich des Baus dieser Halle die aktuelle Corona-Krise aus? Wird es zu Verzögerungen beim Bau und in der Folge in der Inbetriebnahme geben?
Ralph Junge: Uns ist aktuell nichts von irgendwelchen Verzögerungen bekannt. Das Politische Nürnberg muss sich nach den Kommunalwahlen erst wieder sammeln und neu aufstellen, deshalb hat man dort aktuell andere Sorgen, wie eben auch die Corona-Krise. Der Bau geht aber gut voran und stellt eine tolle Perspektive für uns als Basketball-Standort, für andere Sportarten und die Stadt Nürnberg als solches dar.
BBLProfis: In der Gesellschaft ist ein Zusammenrücken und ein neues Miteinander trotz Abstand an allen Ecken zu spüren. Wie verhält es sich bei den Teams in der BARMER 2. Basketball Bundesliga? Versucht hierbei jeder zunächst bei sich klar zu kommen, oder werden einzelne Aktionen koordiniert? Wie verläuft beispielsweise der Austausch zwischen den Teams hinsichtlich kreativer Ideen, um zum Beispiel Einnahmeverluste reduzieren zu können?
Ralph Junge: Es lässt sich schon sagen, dass auch die Teams in der ProA und in der ProB enger zusammenrücken. So sollte es ja grundsätzlich sein. Das fängt bei der Kommunikation an und geht bis hin zu gemeinsamen Vorschlägen und Initiativen im Bezug auf das Lizenzierungsverfahren 2020/2021. Die Probleme und Bedingungen unterscheiden sich von Standort zu Standort natürlich sehr. Beim Versuch die Einnahmeverluste zu kompensieren fahren mehrere Teams ja einen ähnlichen Ansatz. Viel mehr als um die vergangenen Saison sollte man sich aber um kommende Saison Gedanken machen.
Wir bedanken uns an dieser Stelle bei Nürnbergs Geschäftsführer Ralph Junge, welcher sich für uns Zeit genommen hat. Wer die Falcons im Rahmen ihrer Aktion #dontquit2020 unterstützen möchte, kann dies sehr gerne tun. Die angebotenen Supporter-Tickets bzw. VIP Supporter-Tickets können online unter der Internetadresse www.ticketmaster.de/event/nurnberg-falcons-bc-dontquit2020-wir-sind-noch-nicht-fertig-tickets/384889 erworben werden. Weitere Informationen rund um #dontquit2020 finden sich auf der Homepage der Nürnberg Falcons unter n-bc.de/2020/04/03/dontquit2020-falcons-helfen-partnern-helfen im Internet wieder.