Die aktuelle Spielzeit wurde in der BARMER 2. Basketball Bundesliga aufgrund der Ausbreitung des Coronavirus vorzeitig abgebrochen. Für viele Teams bedeutete dieser Schritt finanzielle Einbußen, doch zeigen sich auch im Hinblick auf die neue Saison und die Planung dessen einige Schwierigkeiten, welche durch die Corona-Krise aufgetreten. Wir konnten mit Tim Uhden, Vorstandsvorsitzender der ART Giants Düsseldorf, unter anderem über diese Situation sprechen. Zudem äußert sich der Düsseldorfer Verantwortliche zu möglichen Geisterspielen bei einem regulären Start in die neue Saison.
BBLProfis: Die laufende Spielzeit in der BARMER ProB wurde infolge der Ausbreitung des Coronavirus vorzeitig abgebrochen. Wie überraschend kam zum damaligen Zeitpunkt diese Entscheidung für das Team der ART Giants Düsseldorf? Wurde sich seitens des Vereins auf eine solche Option vorbereitet, oder wurden die ART Giants von dieser Situation überrascht?
Tim Uhden: Die Entscheidung der BARMER 2. Basketball-Bundesliga, die Saison vorzeitig zu beenden, kam nicht überraschend, sondern war vor dem Hintergrund der sich überschlagenden Ereignisse in Bezug auf die rasante Ausbreitung des Coronavirus letztendlich erwartbar. Vorbereiten konnten wir uns aber dennoch nicht, denn die politischen Entscheidungen wurden zu dieser Zeit sehr kurzfristig getroffen, so dass die Liga sehr spontan reagieren musste und zunächst den ersten Spieltag der Play-off bzw. Play-down Runden absagte. Danach wurde dann relativ schnell klar, dass es keine realistische Chance geben würde, die Saison noch wie geplant zu beenden. Insofern hatten die Vereine zu einem relativ frühen Zeitpunkt Planungssicherheit.
BBLProfis: Durch die vorzeitig abgebrochene Spielzeit sind finanzielle Einbußen hinzunehmen. Kann von Seiten der ART Giants eine Einschätzung abgegeben werden, welche Lücke im Etat durch diese Entscheidung entstand?
Tim Uhden: Durch die vorzeitige Beendigung der Saison in der BARMER ProB sowie dem vollständigen zum Erliegen kommen des gesamten Spielbetriebs im Jugend- und Seniorenbereich ist eine ganz erhebliche Lücke entstanden. Über die Höhe dessen möchte ich an dieser Stelle jedoch nicht ins Detail gehen.
BBLProfis: Fans und Unterstützen können beispielsweise durch den Kauf von Solidaritätstickets ihren Beitrag leisten, um den Basketball der ART Giants am Leben zu halten. Gibt es bereits Erhebungen, wie dieses Angebot angenommen wird?
Tim Uhden: Dieses Angebot wurde gut angenommen, was uns verdeutlicht, dass wir es geschafft haben, über die letzten Jahre eine treue Fanbasis aufzubauen. Es zeigt außerdem, dass vielen Menschen in unserer Stadt der Basketballsport im Allgemeinen und die ART Giants Düsseldorf im Speziellen wichtig sind.
BBLProfis: Mit Blick auf die bevorstehende Spielzeit besteht das Risiko, dass die ersten Monate eventuell vor leeren Zuschauerrängen ausgetragen werden müssen. Wäre es aus dieser Sicht wünschenswert, wenn der Saisonstart verschoben wird?
Tim Uhden: Nach unserem Eindruck besteht unter den Bundesligisten Einigkeit darüber, dass sogenannte „Geisterspiele“ keine Option sind. Ein solches Szenario wäre vor dem Hintergrund einer nicht vorhandenen TV-Präsenz und den damit in anderen Ligen und Sportarten verbundenen Einnahmen absolut sinnbefreit. Es kommt daher für uns nicht in Frage vor leeren Zuschauerrängen zu spielen, so dass eine Verschiebung des Saisonstarts die logische Konsequenz wäre.
BBLProfis: Die aktuelle Lage beeinflusst sicherlich die Planungen für die neue Saison. Gibt es von Seiten der Sponsoren bereits Rückmeldungen darüber, ob diese an Bord bleiben bzw. ob diese ihr Engagement in einer vergleichbaren Höhe tätigen werden?
Tim Uhden: Unsere Sponsoren, ohne die ein Fortbestand unserer Sportart auf dem jetzigen Niveau undenkbar wäre, haben uns signalisiert, sich mindestens in gleichem Umfang weiter engagieren zu wollen. Allerdings gibt es auch auf Sponsorenseite aktuell noch so viele Unwägbarkeiten, dass zum jetzigen Zeitpunkt noch keine verbindlichen Aussagen und Entscheidungen getroffen werden können. Dafür haben wir allergrößtes Verständnis. Wir sind aber guter Hoffnung, dass unsere Partner weiter mit an Board bleiben können.
BBLProfis: Bislang steht nicht fest, wann Personen wieder in verschiedene Länder reisen dürfen. Dies ist neben politischen Entscheidungen zudem dem Umstand geschuldet, dass beispielsweise nur noch wenige Flüge weltweit angeboten werden. Inwieweit wirkt sich diese Situation auf die Kaderplanung für die neue Spielzeit aus?
Tim Uhden: Die Tatsache, dass die Reisefreiheit eingeschränkt ist, ist nur einer von zahlreichen weiteren Faktoren, welche die Kaderplanung beeinflussen. Zum jetzigen Zeitpunkt ist eine seriöse Kaderplanung ganz sicher nicht möglich. Dafür sind noch viel zu viele Dinge unklar. Denn was soll man potentiellen Spielern anbieten, wenn man noch nicht einmal weiß, ob in diesem Jahr überhaupt wieder Basketball in der BARMER 2. Basketball-Bundesliga gespielt wird. Genau hierüber wird gerade in wiederkehrenden Videokonferenzen mit der Geschäftsführung der Liga immer wieder intensiv diskutiert und es wird nach Lösungsansätzen gesucht, was jedoch ausgesprochen kompliziert ist.
BBLProfis: Im Zuge des vorzeitigen Saisonabbruchs wurde entschieden, dass es keine sportlichen Absteiger geben wird. Wie habt ihr diese Entscheidung empfunden? Wie hättet ihr ohne diese Entscheidung die Chancen auf den sportlichen Klassenerhalt gesehen?
Tim Uhden: Die Entscheidung war aus unserer Sicht unter Berücksichtigung der sportlichen Fairness sicherlich alternativlos. Das haben meiner Erinnerung nach auch so gut wie alle Bundesligisten genauso gesehen. Wir hatten zum Zeitpunkt des Saisonabbruchs alles in der eigenen Hand und gerade mit zwei Siegen gegen den damaligen Tabellenersten Itzehoe und den Tabellenvierten BSW Sixers wieder sichtbar in die Erfolgsspur zurückgefunden. Natürlich lässt sich hieraus nicht mit letzter Sicherheit ableiten, dass wir den Klassenerhalt geschafft hätten. Denn Play-downs sind vor allem eine enorme mentale Belastung für das gesamte Team inklusive des Umfelds. Ob unsere Mannschaft diesem Druck, insbesondere auch auf fremdem Parkett standgehalten hätte, wissen wir nicht. Wir waren aber guter Dinge, dass uns der Klassenerhalt gelingen würde. Es versteht sich eigentlich von selbst, dass wir dies gerne sportlich gezeigt und geschafft hätten. Und dennoch sind wir froh, auch nächstes Jahr wieder in der BARMER ProB an den Start gehen zu dürfen, weil uns dies die Chance gibt, den Basketballstandort Düsseldorf weiterzuentwickeln. Ein Abstieg wäre diesbezüglich sicher sehr kontraproduktiv gewesen, um es einmal freundlich auszudrücken.
An dieser Stelle möchten wir uns bei Tim Uhden von den ART Giants Düsseldorf für seine Zeit und seine Antworten bedanken. Wir drücken dem Team die Daumen, dass die aktuelle Situation bestmöglich überstanden wird.