Vom 1. bis 18. September 2022 findet die FIBA EuroBasket 2022 statt. Die Basketball-Europameisterschaft wird in insgesamt fünf europäischen Städten ausgetragen. Neben den Austragungsorten Tiflis (Georgien), Mailand (Italien) und Prag (Tschechien), wird auch Deutschland mit den beiden Metropolen Köln und Berlin als Ausrichter fungieren.
Die deutsche Basketballnationalmannschaft startete am 1. September 2022 mit dem ersten Vorrundenspiel in die diesjährige Europameisterschaft. Die Mannschaft von Bundestrainer Gordon Herbert bestreitet alle ihre Vorrundenpartien in der LANXESS arena in Köln. Die deutsche Nationalmannschaft trifft in Gruppe B auf Frankreich, Litauen, Slowenien, Ungarn, sowie Bosnien und Herzegowina.
Am vierten Gruppenspieltag (6. September) der „Todesgruppe B“ kommt es zum Duell zwischen Gastgeber und Titelverteidiger. Die DBB Auswahl empfängt die slowenische Nationalmannschaft zur vorletzten Vorrundenpartie in Köln.
Historie bei Europameisterschaften – Mission Titelverteidigung
Für die slowenische Basketballnationalmannschaft stellt die FIBA EuroBasket 2022 eine ganz neue Herausforderung dar. Die Slowenen gehen erstmals in der Geschichte des Landes als Gejagte, und nicht als Jäger, in eine kontinentale Meisterschaft. Bei der vorangegangen Europameisterschaft 2017 spielte die slowenische Auswahl ein überragendes Turnier und belohnte sich am Ende mit dem ersten EM-Titel Sloweniens.
Die Auswahl des slowenischen Basketballverbandes KZS blieb bei der FIBA EuroBasket 2017 ungeschlagen und konnte alle neun Turnierbegegnungen für sich entscheiden. Das goldene Meisterstück gelang dem Team des damaligen Nationaltrainers Igor Kokoskov im Finale gegen das serbische Starensemble, als Slowenien die Südosteuropäer mit 93:85 bezwang.
Die Goldmedaille 2017 war das erste EM-Edelmetall in der basketballverrückten Republik Slowenien. Der amtierende Titelverteidiger war seit 1993 für alle Europameisterschaften qualifiziert, jedoch gelang dem slowenischen Basketballverband nie der Sprung aufs Treppchen. Die beste Platzierung abseits des EM-Titels 2017 war der vierte Platz bei der FIBA EuroBasket 2009. Bei der in Polen ausgetragenen Europameisterschaft verpassten die Slowenen das Podium denkbar knapp. Im Spiel um die Bronzemedaille unterlag die slowenische Nationalmannschaft Griechenland in einem Krimi mit 56:57.
Der slowenische Basketball erlebte seit dem Gewinn der Europameisterschaft 2017 einen echten Aufschwung. Bei den Olympischen Spielen 2020 in Tokio war erstmals eine Basketballmannschaft aus Slowenien bei Olympischen Spielen vertreten. In Japans Hauptstadt spielten Luka Doncic & Co ein starkes Turnier und mussten sich am Ende mit dem undankbaren vierten Platz zufrieden geben.
Ein Blick auf den slowenischen Nationaltrainer
Die slowenische Nationalmannschaft wird die Mission Titelverteidigung bei der FIBA EuroBasket 2022 mit einem neuen Cheftrainer angehen. Igor Kokoskov, Erfolgstrainer der EM 2017, hatte nach dem EM-Triumph viele Begehrlichkeiten in der Basketballwelt geweckt. Unter anderem wurde der 50-Jährige der erste Cheftrainer in der NBA, der außerhalb der USA geboren und aufgewachsen ist. In der Saison 2018/19 war Igor Kokoskov als Headcoach bei den Phoenix Suns tätig.
In Köln werden die Slowenen von Aleksander Sekulic betreut. Der 44-Jährige steht seit 2020 als Nationaltrainer in der Verantwortung und hat die slowenische Auswahl bereits bei den Olympischen Spielen in Tokio trainiert. Der gebürtige Slowene bringt daher die Trainererfahrung aus einem großen Turnier mit zur diesjährigen Europameisterschaft.
Seit der zurückliegenden Spielzeit 2021/22 ist Aleksander Sekulic auch wieder auf europäischer Vereinsebene als Cheftrainer tätig. Der 44-Jährige betreute in der Saison 2021/22 den tschechischen Basketball Champions League Teilnehmer ERA Nymburk. Mit ERA Nymburk konnte Aleksander Sekulic die tschechische Meisterschaft 2021/22 gewinnen.
Der Kader in der Übersicht
Guards:
- Jaka Blazic
- Goran Dragic
- Aleksej Nikolic
- Klemen Prepelic
- Luka Rupnik
- Ziga Samar
Forwards:
- Vlatko Cancar
- Luka Doncic
- Zoran Dragic
- Edo Muric
Center:
- Ziga Dimec
- Mike Tobey
Players-to-watch
Die slowenische Nationalmannschaft hat das Privileg einen der aktuell besten Basketballer der Welt in ihren Reihen zu haben: Luka Doncic. Der 23-Jährige entwickelte sich in den vergangenen Jahren vom Ausnahmetalent zum gestandenen NBA-Superstar. Der Point Forward steht seit der Saison 2018/19 bei den Dallas Mavericks unter Vertrag und hat nach dem Karriereende von Dirk Nowitzki die Rolle des Franchiseplayers bei den Texanern übernommen. Der gebürtige Slowene wurde in der zurückliegenden Spielzeit 2021/22 erneut in das All-NBA First Team gewählt. Der Spielmacher steht damit bereits zum dritten Mal in Serie in der Starting Five der besten Spieler der NBA. Seit seiner Ankunft in der besten Basketballliga der Welt legt Luka Doncic beeindruckende Zahlen im Trikot der Mavericks auf. Der erst 23-Jährige absolvierte in seiner Karriere bisher 264 NBA-Partien in der regulären Saison und erzielte dabei im Durchschnitt 26,4 Punkte, 8,5 Rebounds und 8,0 Assists pro Begegnung.
Der Superstar der Dallas Mavericks hat seine außergewöhnlichen Fähigkeiten auch bereits auf europäischer Bühne unter Beweis gestellt. Vor seinem Wechsel in die NBA hat der Point Forward im Trikot von Real Madrid Basketballeuropa verzaubert. In der Saison 2017/18 haben die Madrilenen sowohl die spanische Meisterschaft, als auch die Turkish Airlines EuroLeague gewonnen. Luka Doncic erhielt in dieser Spielzeit nahezu jede individuelle Auszeichnung. Unter anderem wurde der inzwischen 23-Jährige als EuroLeague MVP, EuroLeague Final Four MVP und MVP der spanischen Liga ausgezeichnet.
Neben Luka Doncic werden innerhalb der slowenischen Nationalmannschaft viele Augen auf Goran Dragic gerichtet sein. Der Point Guard war bei der vergangenen FIBA EuroBasket 2017 der überragende Akteur des Turniers und erhielt im Anschluss folgerichtig die Auszeichnung als Turnier-MVP. Im Durchschnitt erzielte „The Dragon“ bei der EM 2017 im Durchschnitt 22,6 Punkte, 5,1 Assists und 4,4 Rebounds pro Spiel. Die Rollen von Batman und Robin haben sich seit der Europameisterschaft 2017 bei der slowenischen Auswahl geändert. War Goran Dragic vor fünf Jahren noch der unangefochtene Leader des Teams, hat Luka Doncic diese Rolle inzwischen vom 36-Jährigen übernommen.
Goran Dragic stellt seinen sportlichen Wert weiterhin Jahr für Jahr in der NBA unter Beweis. Der Aufbauspieler hat in seiner bisherigen Laufbahn 888 Begegnungen in der Regular Season in der NBA absolviert. Dabei legte der 36-Jährige im Durchschnitt 13,7 Punkte, 4,8 Assists und 3,1 Rebounds pro Partie auf. Nach kurzen Engagements bei den Toronto Raptors und den Brooklyn Nets in der vergangenen Saison 2021/22, wird Goran Dragic in der kommenden Spielzeit 2022/23 eine neue sportliche Herausforderung bei den Chicago Bulls annehmen.
Der slowenische Nationaltrainer Aleksander Sekulic kann neben seinen beiden NBA-Stars auf einen interessanten Supportingcast zurückgreifen. Mit Vlatko Cancar (Denver Nuggets), Mike Tobey (FC Barcelona) oder Klemen Prepelic (Valencia Basket) haben die Slowenen weitere Akteure internationaler Klasse in ihren Reihen.
Die Fans der easyCredit BBL werden außerdem ein Auge auf Youngster Ziga Samar werfen. Der 21-Jährige unterschrieb in diesem Sommer einen langfristigen Vertrag über vier Jahre bei ALBA BERLIN. In der kommenden Saison 2022/23 wird der Guard im Rahmen einer einjährigen Leihe für Veolia Hamburg Towers auflaufen. Dort soll der slowenischen Nationalspieler seine sportliche Entwicklung vorantreiben.
Slowenien gegen Deutschland – Einschätzung des Duells
Die deutschen Basketballfans kamen erst vor wenigen Tagen in den Genuss des Duells zwischen Slowenien und Deutschland. Im Rahmen der WM-Qualifikation 2023 traf die Auswahl des Deutschen Basketball Bundes am 28. August 2022 auf den amtierenden Europameister. Im Münchner Audi Dome konnte sich die deutsche Nationalmannschaft überraschend deutlich mit 90:71 gegen Luka Doncic & Co durchsetzen und kurz vor dem Beginn der Heim-EM ein Ausrufezeichen setzen. Inwieweit die Partie von Ende August ein Gradmesser für die bevorstehende Begegnung bei der FIBA EuroBasket 2022 sein wird, ist jedoch schwer abzuschätzen.
Die Slowenen sind mit zwei Siegen gegen Litauen (92:85) und Ungarn (103:88) stark in das Turnier gestartet und ihrer Favoritenrolle gerecht geworden. Am dritten Gruppenspieltag setzte es für den Titelverteidiger jedoch eine überraschende und nicht erwartete Niederlage gegen Bosnien und Herzegowina (93:97). In der Partie gegen ein stark aufspielendes Deutschland kommt es somit in der „Todesgruppe B“ für die Slowenen zu einem vorzeitigen Endspiel um den Gruppensieg.
Für die Mannschaft von Bundestrainer Gordon Herbert wird es von zentraler Bedeutung sein, in der Defensive die Kreise des slowenischen NBA-Trios um Luka Doncic (Dallas Mavericks), Goran Dragic (Chicago Bulls) und Vlatko Cancar (Denver Nuggets) einzugrenzen. Speziell über den Backcourt und die Flügelpositionen können die in der Spitze überragend besetzten Slowenen den Deutschen große Probleme bereiten.
Auf der anderen Seite wird und muss die deutsche Auswahl viel über ihre bisher so starke Rotation auf den großen Positionen spielen. Die deutschen Big Men um Daniel Theis, Johannes Voigtmann und Johannes Thiemann haben die Qualität, die slowenische Auswahl defensiv und offensiv vor unlösbare Aufgaben zu stellen. Dabei werden auch die schnellen deutschen Guards erneut eine zentrale Rolle im System von Gordon Herbert einnehmen, um die gegnerische Defensive durch ihre vielen Tempowechsel in Bewegung und schlussendlich zum kollabieren zu bringen.
Im Vorfeld der FIBA EuroBasket 2022 haben wenige Fans und Medienvertreter mit einer solch starken deutschen Nationalmannschaft gerechnet. Die Deutschen werden nach den bisher überzeugenden Aufritten auch gegen Titelverteidiger Slowenien mit viel Selbstvertrauen ins Spiel gehen. Mit den überragenden Fans im Rücken sind Franz Wagner & Co in der aktuellen Verfassung keinesfalls der klare Underdog der Partie. Die deutsche Auswahl hat ganz klar unter Beweis gestellt, dass sie in der Lage ist, auch die großen Namen bei diesem Turnier zu ärgern und als Sieger vom Parkett zu gehen.