Über Jahren hinweg werden zwischen dem NBA-Commissioner Adam Silver und der NBAPA über die Einführung eines In-Season-Turniers kontrovers diskutiert, denn dieses soll gleichzeitig in den NBA-Zeitplan passen aber auch das Interesse von Spieler und Fans hochhalten. Am 3. November sollen nun die ersten Spiele der ersten Runde dieses Turniers stattfinden und gleichzeitig den Auftakt zu einem Ereignis bilden, von dem viele Fachleute glauben, dass wieder etwas zusätzliche Spannung in den Zeitplan der regulären Saison bringen wird.
Die Eckdaten dieses Turniers:
Gruppenphase – 3. – 28. November (Spiele jeweils am Dienstag- und Freitagabend)
KO-Phase – 4. und 5. Dezember
Halbfinale – 7. Dezember
Finale – 9. Dezember
Während sich die älteren Jahrgänge der NBA-Fans bereits jetzt fragen, ob die Umsetzung dieses Plans tatsächliche eine gute Idee ist, sind vor allem die jüngeren Bewunderer dieses Sports auf der Suche nach etwas, woran sie sich neu orientieren können, vor allem, nachdem der erste Hype, der zu Beginn jeder der NBA-Saison herrscht, nachgelassen hat. Und allein das Warten auf die traditionell beliebten Weihnachtsspiele ist für diese sportbegeisterten Fans nicht mehr genug. Aber wie alle Änderungen im Leben, so bringt auch diese Erweiterung des Spiel- und Zeitplans einige Vor- und Nachteile mit sich.
Die zu erwartenden Vorteile
Erhöhte Einnahmen: Es wird wohl der Hauptgrund gewesen sein, warum die NBA dieses Turnier überhaupt ins Leben gerufen hat, denn wer verschließt sich schon einem Mehr an Einnahmen. Und werden all die Übertragungsrechte, Merchandise-Artikel, Ticketverkäufe und der Medienrummel berücksichtigt, so kommt der finanzielle Gewinn mit Sicherheit allen Beteiligten zugute.
Ein Mehr an Fans: Die NBA geht davon aus, dass das neue Turnierformat dazu beitragen wird, das Interesse der Fans an der regulären Saison zusätzlich zu steigern, obwohl diese erst einen Monat nach Beginn des Turniers stattfindet.
Titelmotivation: Auch wenn der Gewinn des In-Season-Turniers im Laufe der Zeit etwas an Gewicht verlieren könnte, besteht für die Mannschaften und die Einzelspieler die Möglichkeit, seinen eigenen Namen mit dem Gewinn des Turniers zu verbinden. Ein zusätzlicher Titel bringt ein besseres Standing in der Karriere eines Profis und ist positiv für das Renommee eines Vereins. Es werden auch einzelne Auszeichnungen im Zuge dieser Neuerung vergeben, beispielsweise wird der Turnier-MVP aber auch das All-Tournament-Team gewürdigt.
Finanzielle Anreize: Nicht nur die Auszeichnung mit dem neugeschaffenen NBA Cup wird für viele Spieler des Gewinnerteams wichtig sein, denn es wartet auch ein zusätzlicher Geldregen auf die siegreiche Mannschaft. Zwar werden die zusätzlichen 500.000 US-Dollar für erfahrene Spieler wie Steph Curry, der ein jährliches Einkommen von 51 Millionen US-Dollar einkassiert, Kevin Durant (47 Millionen US-Dollar) oder Lebron James (47 Millionen US-Dollar) nicht wirklich ins Gewicht fallen, aber für ein paar zusätzliche Spiele oder wenige Minuten auf dem Platz zu stehen wird auf jeden Fall für Spieler mit Verträgen der mittlerer bis niedrigerer Ebene durchaus lohnend werden.
Und seien wir uns ehrlich: Eine halbe Million US-Dollar ist immer noch eine halbe Million US-Dollar, die von den wirklich ganz Reichen immerhin für wohltätige Zwecke gespendet werden könnte.
Schafft Selbstvertrauen: Einige erfahrene Teams werden wahrscheinlich nicht unbedingt den sportlichen Fokus auf das In-Season-Turnier legen, sondern sich eher auf den Gewinn der NBA-Meisterschaft konzentrieren. Allerdings könnte für weniger bekannte Teams (Indiana Pacers, Minnesota Timberwolves, Brooklyn Nets, Chicago Bulls), die sich meistens in der Playoff-Blase wiederfinden, oder für jüngere Nachwuchsteams (Orlando Magic, Houston Rockets, Utah Jazz, Portland Trail Blazers, San Antonio Spurs, Charlotte Hornets), der Gewinn des Turniers zusätzliches Selbstvertrauen bringen und deren Spiellevel auf die nächste Stufe heben.
Die befürchteten Nachteile
In Anlehnung an die berühmten Fußballturniere während der Saison wie die UEFA Champions League und den FA Cup hofft die NBA, dass die Spieler durch die Aufwertung bestimmter regulärer Saisonspiele engagierter und konzentrierter am Feld agieren werden.
Ein großer Unterschied zwischen den europäischen Turnieren beim Fußball und dem NBA-In-Season-Turnier besteht jedoch darin, dass bei der Fußballveranstaltung Teams aus dem ganzen Kontinent gegeneinander antreten, die sonst nur in den nationalen Meisterschaften engagiert sind, während bei der NBA-Veranstaltung wieder nur NBA-Teams gegeneinander antreten, genauso, wie sie es normalerweise in der Meisterschaft tun würden.
Erhöhte Verletzungsanfälligkeit: Obwohl die NBA zusätzliche Regeln zur Einschränkung der Spielerüberbelastung eingeführt hat, könnte das Mehr an Spielen dazu führen, dass vor allem die Leistungsträger der einzelnen Teams innerhalb eines Spieljahres definitiv zu viele Minuten am Feld stehen werden.
Und dies vor allem in einer Zeit, in der Spieler und Fans einen kürzeren Zeitplan predigen, um vor allem das Verletzungsrisiko zu minimieren. Wie werden die Vereine reagieren, wenn sich ein Starspieler aufgrund der Teilnahme am NBA In-Season Tournament Championship verletzt und für den Rest des Jahres auf Grund einer Langzeitverletzung ausfällt?
Manche Spiele werden aufgewertet: Da die Round-Robin-Spiele des NBA-In-Season-Turniers in den regulären Saisonplan eingebettet sind (an und für sich eine gute Sache), bedeutet das auch, dass diese betreffenden Spiele mehr wert sind als ein traditionelles reguläres Saisonspiel. Es kann also vorkommen, dass manche Spiele aus der regulären Saison weniger wichtiger werden und im Publikumsinteresse abgewertet werden.
Spontanes Handeln und rasche Planungen werden notwendig: Die Teams, die nicht zu den Spielen nach Las Vegas kommen, werden ein Heim- und ein Auswärtsspiel bestreiten, die spontan geplant werden müssen. Da auf ihrem Terminplan zwei leere Spieltage stehen, müssen die NBA-Teams und ihre Fans den Ticketverkauf ankurbeln, und das könnte in recht kurz bemessener Zeit recht schwierig werden.
Für die älteren Generationen an Fans und diejenigen, die Veränderungen nur um der Veränderung willen nicht mögen, kann es ziemlich nervenaufreibend werden, mitzuerleben, wie der Fahrplan einer Saison geändert wird, nur um noch mehr Publizität, Aufmerksamkeit um Umsatz zu erhalten. Wie wir jedoch beim kürzlich eingeführten Playoff-Play-In-Turnier gesehen haben, sind bei Weitem nicht alle Änderungen schlecht. Letztendlich wird es während der regulären Saison eine neue Euphorie in der NBA geben, die schon lange nicht mehr zu spüren war.